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Gottfried von Berg

⁎ Okt. 1712 † 06.10.1786
1750 1776 Chronist
1712 bis 1786

Gottfried von Berg, geboren Ende Oktober 1712 in Lövenich, gestorben am 06. Oktober 1786 in Lövenich, verfasste die Chronik von Lövenich für die Jahre 1750 bis 1776. Von Berg hat aber auch viele Ereignisse aus den Nachbardörfern festgehalten.

Leben

Viel wissen wir nicht über sein Leben. Geboren wurde er Ende Oktober 1712 in Lövenich und entstammte einer angesehenen Lövenicher Familie. Zu seinen Verwandten gehörten Hofbesitzer und Halbwinner (Pächter mit besonderem Pachtvertrag); sie bekleideten die Ehrenstellen im Ort, waren Schultheiß, Bürgermeister und Schöffen, mehrere auch Geistliche, zum Teil in höheren Stellen.

Seine Eltern waren Mathias von Berg und Cäcilia Offermanns, beide aus Lövenich. Der Vater von Cäcilia Offermanns stammte aus Jackerath, hatte nach Lövenich geheiratet und war hier u. a. Schöffe. Am 11. Februar 1755 heiratete Gottfried Maria-Barbara Brewers aus Kleinboslar. Die beiden hatten zwei Söhne, Johannes Mathias, geboren am 10. Februar 1756 und Chrysanthus Lambertus, geboren am 08. Januar 1758.

Schon ab dem 27. Lebensjahr bekleidete von Berg in Lövenich eine Ehrenstelle, die sonst nur den Älteren vorbehalten war, allerdings war er nur Stellvertreter. Als sein Vater am 25. Oktober 1739 starb, durfte er das Amt des Buschschreibers (der führte das Waldregister) von seinem Vater übernehmen und machte sich später für die Buschverwaltung verdient, indem er im Jahre 1753 den fehlenden Index anlegte.

Von Berg war wohl Ackersmann, hat aber daneben auch einen Fruchthandel betrieben, wie sich aus Details seiner Aufzeichnungen ergibt. Vielleicht hat er auch einen Kleinhandel und/oder eine Wirtschaft geführt, dies könnte man u. U. auch aus Einzelheiten seiner Aufzeichnungen schließen.

Am 06. Oktober 1786 ist er mit fast 74 Jahren auf dem Rückweg von Katzem im Feld verstorben. Sein Sohn (es ist nicht bekannt, welcher der beiden Söhne es war) hat am Schluss des Tagebuches (der Eintrag ist auf jeden Fall nach 1789 erfolgt, da der Tod der Mutter in diesem Jahr erwähnt ist) folgende Notiz gemacht: „1786 d. 6sten 8bris (Oktober) dodt gefunden mein vatter Gördt von Berg ahn Heisters häusgen zu Bausler, welcher tags zuvor nach Katzem bey Johann Vogts auf das gebmansessen gangen, des nachmittags allein wollen heimgehen, aber auf dem weeg verirrt und übel geworden und gottselig im herren entschlafen“

Werk

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Gottfried von Berg verfasste die Chronik von Lövenich, die den Zeitraum von 1750 bis 1776 umfasst. Aber nicht nur Ereignisse in Lövenich hat er niedergeschrieben, sondern auch solche in den Nachbarorten, z. B. in Katzem, Hottorf, Kofferen und Erkelenz. Die Chronik beginnt am 15. Januar 1750 mit dem Bericht über eine fast mittelalterlich anmutende Hinrichtung eines Kirchendiebes und endet im Februar 1776 mit einem kurzen Eintrag zur Erkrankung von Hornvieh in Lövenich und den Preisen für Landfrüchte. Sein Tagebuch stellt eine bedeutsame Geschichtsquelle für das dörfliche Leben des 18. Jahrhunderts im Rheinland dar.

Von Berg zeichnet anfangs viele Begebenheiten auf, ab dem Jahre 1766 werden die Aufzeichnungen immer knapper, zuletzt überwiegen nur noch Todesfälle und Fruchtverhältnisse. Fruchtverhältnisse hat er regelmäßig und sorgfältig notiert, z. B. in jedem Jahr im Dezember die Erträge, genauso hat er die Fruchtpreise notiert. Dies deutet darauf hin, dass er mit Feldfrüchten gehandelt hat. Aus diesen Aufzeichnungen ergibt sich auch eindeutig der Hinweis, dass in Lövenich Hopfen angebaut wurde.

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Aufzeichnung der Ernteerträgnisse

Einen breiten Raum in den Aufzeichnungen nehmen Sterbedaten von Verwandten und anderen Bürgern aus Lövenich oder der Umgebung ein, auch Hinrichtungen erwähnt er. In den ersten Jahren erwähnt er häufig, wann und wo es gebrannt hat, ebenso die Wetterbedingungen – Schnee, Kälte, Unwetter oder Hitze – und Erdbeben, zum Beispiel am 26./27. Dezember 1755 oder 18. Februar 1756. Seuchen, z. B. 1750/1751/1752 Ruhr, Pocken und Masern – auch mit Todesfällen -, sind ebenso wie Tierseuchen erwähnt.

Breiten Raum nehmen Hinweise auf kriegerische Auseinandersetzungen im Erkelenzer Land ein, z. B. im Jahre 1758 zwischen den Preussen/Hannoveranern und Franzosen. In vielen Jahren ist auch die Rede von Einquartierungen in Lövenich und den umliegenden Dörfern. Diese zeigen, wie die Bevölkerung unter den Militärlasten gelitten hat.

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Fast jedes Jahr hat er sehr genau die Münzpublikationen aufgezeichnet, die zu dieser Zeit in den Kirchen verlesen wurden. Die Aufzählungen zeigen, welche große Anzahl von Währungen/Münzen im Herzogtum Jülich im Umlauf waren und wie schwierig die Umrechnung wohl gewesen ist.

Auch von anderen Dingen berichtet von Berg, z. B. von Hirschjagden, im Dezember 1769 sogar von einer Wolfsjagd. Er beschreibt Missionen, Prozessionen und Kirchenfeste, von Schützentätigkeiten und Kirchenbauten. Über Ereignisse in Erkelenz schreibt er ebenfalls, z. B. ausführlich über den Einzug des kurpfälzischen Gesandten Geheimrat Robertz am 27. Februar 1753 und der anschließenden Huldigung der Stadt Erkelenz an den Kurfürsten Carl Theodor. Im September 1762 berichtet er über die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen des Franziskanerklosters in Erkelenz.

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Justizrat Dr. jur. h. c. Wilhelm Weisweiler hat die vorliegende Chronik eingeleitet, erläutert und im Auftrag des Erkelenzer Geschichts- und Altertumsvereines herausgegeben. Die Chronik wurde erst 1990 wieder veröffentlicht als Teil des vergriffenen Buches von Josef Kahlau: „Geschichte aus Lövenich, Katzem und Kleinbouslar betrachtet, vom 18. zum 20. Jahrhundert mit einem Nachdruck der Chronik des Gottfried von Berg“ 1

  1. Text von Günther Merkens 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Gottfried von Berg, Chronik von Lövenich 1750 - 1776. Erkelenzer Geschichts- und Altertumsverein, Heft 5, Erkelenz, 1923

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