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Friedrich Otto Fielitz

⁎ 23.02.1893 † 16.07.1925
Maler
Stichworte: Künstler
23.02.1893 bis 16.07.1825

Anstoß für die Nachforschung

© Agnes Borgs | Laurenz Frenzen | Notiz Laurenz Frenzen

Diese Bemerkung in einem Brief vom 20. Oktober 1991 machte neugierig.

Dr. Laurenz Frentzen, ein gebürtiger Erkelenzer, Abiturjahrgang 1926, beschreibt in diesem Brief seinen Weg über den Alten Friedhof an der Brückstraße, der in ihm viele, sehr persönliche Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Erkelenz wachgerufen hat. Seine Gedanken führen ihn auch zu dem Erkelenzer Maler Fielitz, „ich habe ihn als Junge noch gekannt, er lief immer im ‚Künstlerlook‘ mit langen Haaren, Barett und Zeichenblock durch die Stadt, in der er – wie es so oft der Fall ist – nicht ganz ernst genommen wurde. Ob in Erkelenz noch Bilder vorhanden sind?“

Diese Kurzbeschreibung steht in Ermangelung eines Portraits des Malers Fritz Fielitz.

Vita

Geburt, Eltern und Familie

Friedrich Otto Fielitz (auch Fritz genannt) wird am 23. Februar 1893 in Erkelenz geboren. Als sein Vater am 25. Februar die Geburt anzeigt, gibt es für den erstgeborenen Sohn keine Namenseintragung. Erst nach mehreren Wochen wird am 13. April 1893 in der Geburtsurkunde für dieses Kind der Name Friedrich Otto eingetragen. Er ist das erste der vier ehelichen Kinder von August Otto Fielitz (* 24. Juli 1859) und Anna Margaretha Urbes (* 22. Mai 1858). Der Vater stammt aus Walternienburg bei Zerbst/Sachsen, seine Ehefrau aus Neuendorf, Kreis Malmedy; dort in Malmedy findet am 16. Oktober 1891 auch die Hochzeit statt. Die Familie Fielitz ist evangelisch.

Welches Motiv die Familie hatte, sich in Erkelenz anzusiedeln, ist nicht bekannt; sicher ist jedoch, dass sich die Eheleute vor der Geburt der Kinder in Erkelenz unter der Anschrift Bahnstraße/Hindenburgstraße 37 (heute Kölner Straße) niederlassen. Die beiden jüngeren Brüder wie auch die jüngere Schwester von Fritz Fielitz sterben alle im Säuglings- bzw. Kleinkindalter: August Otto Fielitz (25.11.1897 – 09.02.1898), Gustav Wilhelm Fielitz (07.07.1899 – 19.02.1903), Maria Sophia Liesa (21.06.1901 – 27.03.1902).

Für den Beruf des Vaters gibt es zwei Bezeichnungen. Neben der Angabe, er sei Kreisamtsgehilfe gewesen, findet sich mit Datum 08.10.1906 eine kleine Notiz in der Westdeutschen Landeszeitung, dass dem „Kreisboten O. Fielitz das Allgemeine Ehrenzeichen (das ist eine vom preußischen König 1810 gestiftete Auszeichnung für Zivilverdienste1) verliehen worden“ sei. Die Mutter von Fritz Fielitz stirbt am 30.10.1918. Der verwitwete August Otto Fielitz heiratet im Januar 1923 zum zweiten Mal, verstirbt jedoch im gleichen Jahr am 7. Oktober  im Erkelenzer Hermann-Josef-Stift.

Tragischer Tod

© Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. | Sterberegister Fritz Fielitz
Beurkundung des Todes von Friedrich Fielitz bei der Stadt Erkelenz

Einzig Überlebender der Familie Fielitz ist der unverheiratete älteste Sohn und Maler Friedrich Otto Fielitz, der am 16. Juli 1925 tot in seiner Wohnung in der Vereinsstraße 7 (heute Anton-Heinen-Straße) aufgefunden wird. Er wurde 32 Jahre alt.

Die Eintragung im Sterberegister offenbart neben den puren Fakten auch tragische Spuren. Es war kein Familienmitglied, das den Tod meldete. Der genaue Todeszeitpunkt bleibt unklar, hier wird auf die polizeiliche Ermittlung verwiesen, wann der Verstorbene zuletzt lebend in der Stadt gesehen worden ist. Die spärlichen Angaben deuten auf ein eher einsames Leben. Selbst bezüglich des Rufnamens zeigt sich eine Diskrepanz: Friedrich (im Sterberegister) oder Otto (in der Zeitungsnotiz zu seinem Tod)! Immerhin gibt es am 17. Juli 1925 folgende Mitteilung in der Westdeutschen Landeszeitung:

Erkelenz, 16. Juli. Der Maler Otto Fielitz wurde heute früh tot in seinem Bette von der sofort benachrichtigten Polizei und Arzt aufgefunden. Nach dem ärztlichen Befund scheint derselbe infolge eines epileptischen Anfalles verschieden zu sein“2

Aus dieser Situation ergeben sich unzweifelhaft Fragen: Wer kümmerte sich um die Hinterlassenschaft? Was geschah mit seinem Nachlass? Gab es einen nennenswerten Nachlass und was bleibt überhaupt von Friedrich Otto Fielitz erhalten?

Spuren seiner Arbeit

Unklar ist, welche Schule Fielitz besuchte, welche Ausbildung er durchlaufen und wo er gearbeitet hat. Mündlich überliefert wurde, er habe eine Ausbildung im Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie gemacht. In der Liste der Absolventen konnte er jedoch nicht ausfindig gemacht werden. Ebenso offen ist, ob Fritz Fielitz zum Wehrdienst im 1. Weltkrieg eingezogen war.   

Die beiden abgebildeten Werke stehen beispielhaft für seine Themen: Portraits und Eindrücke aus der näheren Umgebung von Erkelenz.  

In Heft 2 des Erkelenzer Geschichts- und Altertumsvereins mit „Sagen des Erkelenzer Flachsgefildes“ ist die Federzeichnung „Schloß Tüschenbroich“ von Fritz Fielitz abgedruckt, er wird als Kunstmaler bezeichnet. Die Signatur befindet sich rechts unten.3 Diese Zeichnung korrespondiert mit der in diesem Heft erzählten Sage vom Messerturm in Tüschenbroich. Leo Sels hat für das vorliegende Heft  drei Sagen neu gefasst. In der Presse wird sowohl die Textfassung als auch die Illustration hoch gelobt, es handle sich um „von Sels flott erzählte Sagen“ ergänzt um eine „mustergültige Wiedergabe“ der Illustration.4

Das Aquarell zeigt den Medizinstudenten Carl Clemens (20. Juni 1894 – 9. Oktober 1914), der auf dem Alten Friedhof an der Brückstraße beigesetzt ist.5 Das Portrait ist links oben signiert. Da Carl Clemens 1914 verstorben ist, lässt sich als Entstehungsdatum 1913 oder Anfang 1914 annehmen, also ein frühes Werk. Beide, Carl Clemens und Fritz Fielitz, waren zu diesem Zeitpunkt ca. 20 Jahre alt und lebten in Erkelenz. Die Stadt hatte vor dem 1. Weltkrieg ca. 6000 Einwohner. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass sie einander kannten.

© Agnes Borgs | Westdeutsche Landeszeitung | Zeitungsausschnitt vom 10.03.1920
Westdeutsche Landeszeitung vom 10. März 1920

Im  März 1920 wird in der Zeitung die Eröffnung einer „Ausstellung von Bildwerken“ angekündigt:6

Drei „junge strebsame Künstler“ – für Fritz Fielitz ist das eine Kennzeichnung fünf Jahre vor seinem Tod!

Anders ist es bei Arnold Platzbecker (1894 – 1956) aus Lövenich und Will Schwarz (1894 – 1946) aus Doveren. Sie konnten noch Jahrzehnte künstlerisch produktiv sein; Ausstellungen und erhaltene Bilder belegen ihr fortdauerndes Arbeiten.   

Mit der Bezifferung von rund 120 ausgestellten Werken im Jahr 1920 ist die im eingangs zitierten Brief gestellte Frage bezogen auf Fritz Fielitz nicht von der Hand zu weisen: „Ob in Erkelenz noch Bilder von ihm vorhanden sind?“

Es wäre ein Gewinn, wenn sich tatsächlich nach rund einhundert Jahren noch Bilder von Fritz Fielitz finden und dokumentieren ließen!7

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_deutschen_Orden_und_Ehrenzeichen (Stand: 03.2023)
  2. Westdeutsche Landeszeitung vom 17.07.1925
  3. Leo Sels: Sagen des Erkelenzer Flachsgebietes, a. a. O.
  4. Zitiert nach: Echo der Gegenwart vom 6. April 1921
  5. siehe Alter Friedhof Brückstraße, a. a. O., Seite 122 ff.
  6. Westdeutsche Landeszeitung vom 10. März 1920
  7. Text von Agnes Borgs im April 2023, eingearbeitet sind Informationen von Dietmar Schmitz und Hubert Rütten
  1. Wikipedia, Wikipedia Deutsch. https://de.m.wikipedia.org/, /wiki/Liste_der_deutschen_Orden_und_Ehrenzeichen (Stand: 03.2023)
  2. Erkelenzer Geschichts- und Altertumsverein (Hrsg.), Schriftenreihe des Erkelenzer Geschichts- und Altertumsverein (Grüne Hefte). Heft 2, 1921. Leo Sels: Sagen des Erkelenzer Flachsgebietes
  3. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 33, 2022. Alter Friedhof Brückstraße
  4. Verlag der Wetsdeutschen Landeszeitng, Westdeutsche Landeszeitung. Mönchengladbach

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