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Die Mahr-/Aachener Straße in Erkelenz

sonstiger Name: Maarstraße, Franz-Straße, Katzenmarkt, Scherpenhövel
1491 bis 2024

Die heutige Aachener Straße, lange Zeit die „Mahr-Straße“ -zeitweise auch Maar-Straße geschrieben-, geht vom Markt aus stadtauswärts in Richtung Westen und ist wohl die längste Straße in der Stadt. Im Innenstadtbereich ist sie eine historische Straße.

Straßennamen und Hausnummern, so wie wir sie heute kennen, sind in Erkelenz offiziell erst im Jahre 1898 eingeführt worden. Vorher gab es Straßenbezeichnungen , die sich im Lauf der Zeit „eingebürgert“ hatten, die aber nicht offiziell waren, z. B. bestimmt durch die vier sich in Erkelenz kreuzenden Straßen bzw. deren Stadttore.  Auch gab es oft Bezeichnungen für Häuser, insbesondere für die Gast- oder Handwerkshäuser. Nach 1898 haben sich die Straßenbezeichnungen, z.T. durch politische Bedingungen, immer wieder verändert.

Aachener Straße innerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns

Aachener Straße

Die heutige Aachener Straße, die lange Zeit Mahr-Straße hieß (sie hatte in Teilbereichen auch unterschiedliche Namen: Scherpenhövel, Katzenmarkt und Franzstraße), führte zunächst vom Markt vorbei am heutigen Franziskanerplatz bis zum Maar-Tor und dann weiter in Richtung Granterath und Aachen. Außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns begann die Bebauung im 19. Jahrhundert.

Über die Bebauung im Mittelalter ist nicht viel bekannt. Im ersten Teil vom Markt aus waren wohl einige Gastwirtschaften wie das „Kömpchen“ oder der „Schwarze Adler„, der in seinem ältesten Teil aus dem Jahre 1688 stammt. In der Zeit um 1900 entstanden im unteren Bereich einige Geschäfte, so wie es heute auch noch ist.

Das Straßenbild war, trotz der relativ breiten Straße, ausgesprochen ländlich. Bauernhäuser mit ihren Toreinfahrten standen mit kleinen Häuschen von Handwerkern und Tagelöhnern im bunten Wechsel. Auch im oberen Teil gab es Gasthäuser und eine Brauerei, das „Weiße Kreuz“ oder „All Deutschland“. Die Ecke zur Südpromenade beherrschte der große Bauernhof Bürsgen. Er soll Ende des 18. Jahrhunderts vom letzten Drossart Werner Adolf Hasenbach gebaut worden sein und war eine Mischung von herrschaftlichem Wohnhaus und landwirtschaftlichem Betrieb.

Katzenmarkt, Franz-Straße, Scherpenhövel

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Gaststätte Kompchen

Ein kleiner Platz, den die Einmündung der Kirchstraße in die Franz-Straße (heute Aachener Straße) bildet, hieß überliefert Katzenmarkt. 1581 hieß dieser Platz In der Katten, 1631 Kathenmarkt und ab 1819 Katzenmarkt. Über den Ursprung dieses Namens herrscht Unklarheit. Es ist aber eine der ältesten überlieferten Platzbezeichnungen in Erkelenz überhaupt. Die Darstellung verschiedener Erkelenzer Motive von Josef Schuwirth aus dem Jahre 1890 nennt den Blick vom Markt in die Franz-Straße: Katzenstraße mit Markt.

Eine Karte von 1869 bezeichnet das ganze Gebiet zwischen Markt und Südpromenade, beginnend mit dem Haus gegenüber dem Gasthaus „Kömpchen“ (1920 abgebrochen) bis einschließlich des Hauses an der unteren Kölner Straße und dem entsprechenden Teil der Südpromenade, Katzenmarkt als katastermäßige Lagebezeichnung.

Mit der Umbenennung der Mahrstraße (heute Aachener Straße) und des Maarplatzes (heutiger Franziskanerplatz) 1898 erhielt auch die von hier aus zur Stadtmitte (Markt) führende Straße einen neuen Namen: Franz-Straße. Das war eine ungewöhnliche Geste, denn der so Geehrte war der damals amtierende Bürgermeister Franz Reinkens, der dieses Amt von 1861-1900 inne hatte.

Das Ratsprotokoll von 1898 nennt aber auch die alten Namen und gibt so einen Hinweis auf sie: „Ebenso sollen die Namen Scherpenhövel und Katzenmarkt entfallen und diese Straße soll den Namen Franz-Straße erhalten“.

© Archiv Heimatverein | Heinrich Tillmanns | Kapellchen am Scherpenhövel

Während der Name Katzenmarkt auf der Katasterkarte des Jahres 1869 zu finden ist, lebte der Name Scherpenhövel offensichtlich nur in volkstümlicher Überlieferung. Außer in der vorher zitierten Protokollstelle gibt es in amtlichen Zeugnissen des 19. Jahrhunderts keinen Hinweis. An der Aachener Straße/Ecke Franziskanerplatz steht seit langer Zeit ein kleines Kapellchen, das 1945 durch Bomben schwer beschädigt, aber 1953 wieder aufgebaut wurde. Nach Friedel Krings geht der Name wohl auf den Wallfahrtsort Scherpenheuvel in Belgien zurück.

Die Aachener Straße außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns

Obere Aachener Straße, 1820
Die obere Aachener Straße, etwa 1820. Außerhalb der Promenaden noch unbebaut.

Amtsgericht, 1902

Die Aachener Straße setzte sich insbesondere ab dem 19. Jahrhundert außerhalb des Promenadenringes in Richtung Granterath fort.
Hier ist zunächst das 1881 an der Ecke Aachener Straße/Westpromenade gebaute ehemalige Bezirkskommando und spätere Amtsgericht zu erwähnen.

Zum 1.4.1899 wurde das Bezirkskommando, gegen den Protest der Erkelenzer Patrioten (die sich vorher ebenso leidenschaftlich gegen den Bau gewehrt hatten), nach Rheydt verlegt. Seit 1902 befand sich das Amtsgericht in diesem Gebäude.

Zwischen Amtsgericht und dem alten Matzerather Weg, der seit dem Bau der Kreisberufsschule hier nicht mehr besteht, baute der Bauunternehmer Wilhelm Meissen sein Wohnhaus und den Bauhof mit Stallungen und Schuppen. Meissen hatte in der Zeit Raky entscheidenden Anteil an der Baukonjunktur in Erkelenz. Er beschäftigte zeitweise 180 Leute allein für Raky und die Internationale Bohrgesellschaft. Später übernahm der Kohlenhändler Martin Aretz das Anwesen, danach der Kreis Erkelenz das Grundstück zur Erweiterung der Berufsschule.

© Stadtarchiv Erkelenz | Wilhelm Schmitter (?) | Neumühle, etwa 1900

Damals vor der Stadt, heute längst in sie hineingewachsen, steht die Neumühle. Als erste private Windmühle in Erkelenz wurde sie im Jahre 1799 vor dem Maartor (heute Aachener Straße) gebaut. Durch die Aufhebung der Privilegien im Mühlenwesen wurde dies möglich.

Ihr Erbauer war Peter Blank, deshalb wurde diese Mühle auch „Blankenmühle“ genannt. Die Mühle wurde zweitweise auch „Paschmühle“ genannt, weil um 1900 Heinrich Pasch Eigentümer war. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war an der Mühle eine sehr beliebte Gastwirtschaft. Der im Jahre 1860 gegründete Erkelenzer Turnverein hatte hier bis 1863 seinen Übungs-und Turnbetrieb. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Mühle stillgelegt.

© Günther Merkens | Wilhelm Schmitter | IMG_20211012_0020

Im 2. Weltkrieg wurden auch auf der Aachener Straße viele Häuser zerstört, so wie hier gegenüber dem heutigen Franziskanerplatz.


Schon vor dem 2. Weltkrieg wurde das Gelände zwischen Amtsgericht und Neumühle zum Teil bebaut. Die heute vorhandene geschlossene Bebauung erfolgte dann nach dem 2. Weltkrieg.1

  1. Text von Günther Merkens, 2024, unter Verwendung der Informationen von Josef Lennartz/Theo Görtz in Band 3 der Schriftenreihe des Heimatvereins
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 3 "Erkelenzer Straßen" von Josef Lennartz/Theo Görtz

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