Vorbemerkung
Heute gibt es nur eine Schule in Lövenich, die Nysterbach-Grundschule. Von der Schule in Lövenich zu sprechen, ist aber falsch. Zumindest ab dem 18. Jahrhundert gab es zwei Schulen vor Ort: eine katholische und eine evangelische. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die katholischen Jungen und Mädchen getrennt und in 2 Gebäuden unterrichtet. Ab diesem Zeitpunkt waren 3 Schulen vor Ort. Die Geschichte aller Schulen wird in diesem Beitrag beschrieben. Beginnen wir mit den katholischen Schulen.
Geschichte der katholischen Schule
Bereits im Jahre 1560 wird in einem Kirchen-Revisionsprotokoll erwähnt, dass in Lövenich Unterricht abgehalten wird. Dort heißt es: „Der Cüster helt Schul und lehret die Jugent.“1 Zu vermuten ist, dass, wie in anderen Orten auch üblich, der Küster in seiner Wohnung Kinder unterrichtete. Erste Aufzeichnungen zu einem Schulhaus erhalten wir dann erst wieder im Jahre 1814, als der Bürgermeister in einem Bericht an die Kreisdirektion Krefeld erwähnt, dass das Schulgebäude bereits 20 Jahre alt ist.2 Demnach wurde es 1794 gebaut. Es soll ein Lehmfachwerkhaus gewesen sein, dass auch dem Kirchhof nördlich der Pfarrkirche auf ehemaligen Gräbern erbaut worden sein, was zur Folge hatte, dass es im Gebäude zuweilen nach Verwesung roch.3 Trotz der misslichen Lage dachte die Gemeinde wegen der hohen Kosten nicht an einen Neubau der Schule. Im Jahre 1819 ergriff die Gemeinde allerdings die Gelegenheit, ein am Kirchhof gelegenes Gebäude zu kaufen, dass sich mit wenig Aufwand in ein Schulgebäude umwandeln ließe. Das Erdgeschoss diente als Schulraum, im Obergeschoss wurde erst 1831 eine Lehrerwohnung in Nutzung genommen. Der Schulraum war für maximal 168 Kinder ausgelegt und von Anfang an für die Anzahl der schulpflichtigen Kinder in Lövenich und Kleinbouslar, das damals noch Bouslar hieß, viel zu klein. Zur gleichen Zeit wurde in Katzem eine Schule errichtet, so dass die Kinder dieses Dorfes nicht mehr zum Lövenicher Schulbezirk gehörten. Obwohl die Schulaufsicht die schlechte Schulversorgung mehrfach anmahnte, wurde erst im Jahre 1845 ein neues Schulgebäude mit zwei Schulsälen und Lehrerwohnungen errichtet. Dieses Gebäude wurde aber bereits 1850 von der Schulbehörde als zu klein angemahnt, wogegen sich der Gemeinderat vehement wehrte, indem er die Anzahl der noch zu unterrichtenden Kinder in einer Klasse deutlich heraufsetzte. Er hielt über 200 Kinder pro Klasse noch für unterrichtbar. Letztlich musste der Gemeinderat einem 3. Schulsaal zustimmen, der dann 1851 errichtet wurde.
Im Jahre 1857 war auch dieses Gebäude für die Anzahl der schulpflichtigen Kinder wieder zu klein. Drei Jahre später kaufte die Gemeinde ein Grundstück (die so genannte Burg) und mietete für die Bauzeit einen vierten Klassenraum an. Auf dem Grundstück wurden Verwaltungsgebäude errichtet, darunter ein Schulhaus mit zwei Schulräumen mit Lehrerwohnungen in den Stallungen. In diese Räume zogen die Jungen ein, im alten Schulgebäude blieben die Mädchen unter der Leitung der Schwestern der „Genossenschaft vom Armen Kinde Jesu„. 1863 wurden die neuen Gebäude bezogen, eine 5. Klasse allerdings erst 1865 eingerichtet. In der Zeit des Kulturkampfes musste die Genossenschaft vom Armen Kinde Jesu 1878 den Ort verlassen. Den Schuldienst übernahmen weltliche Lehrerinnen.
Die Gebäude überstanden den Ersten und weitgehend auch den Zweiten Weltkrieg. Im letzten Krieg wurden die Räume ab 1939 für Kriegszwecke genutzt. Die Mädchenschule war gegen Ende des Krieges ein Lazarett. In einem Gedicht hat die Lehrerin Gertrud Honnet den Zustand der Mädchenschule während des Zweiten Weltkriegs festgehalten. Wer möchte, kann sich dieses Gedicht durch einen Klick im Folgenden anschauen.
Deine Zeit geht dahin,
du schicksalsschweres Haus!
von Gertrud Honnet
Es war im Erntemond neununddreißig,
da schickte der Krieg seine Boten vor;
es klopfte das Schicksal mit eisernen Fingern
an der stillen, friedlichen Schule Tor,
Offiziere – Soldaten – ohn’ Rang und Zeichen
mit Befehl, die Klassen sofort zu räumen,
Der Friede muß vor dem Kriege weichen,
da gab es kein Zögern, da gab es kein Säumen.
Bald standen die Bänke trauernd im Regen,
ihre Tintenfässer zierten das nahe Dach.
Davon flog des stillen Wartens Segen.
Einkehr hielt Gepolter und Lärm und Krach.
Sättel und Zaumzeug – Trense und Zügel
für Reiter, die mußten ziehen zum Krieg.
Wie mancher, des Fuß im blinkenden Bügel,
kehrt nimmer heim – oder krank und siech.
Doch dachte daran man damals kaum,
und keiner wußte von dem Grauen,
das unsre Schule – ein böser Traum –
im kommenden Jahre mußte Schauen,
Die Reiter zogen – verödet das Haus –
Nun konnten wir heim; denn die Fremden reiten.
Und Kinder strömten herein und heraus,
so wie in alten Zeiten.
Doch kurz war der Traum, den die Schule geträumt,
dann kam der Krieg mit eisernem Schritt.
Und wieder wurde die Schule geräumt –
auf den Treppen und Fluren Soldatentritt.
So hundert‚ die in drei Klassen kampierten,
hatte die alte Schul’ im Quartier.
Bis sie Mai 40 nach Holland und Frankreich marschierten
und immer weiter – drei Jahre und vier.
Und wieder standen die Räume verlassen,
und wieder wollt ich beginnen aufs neu,
Doch notdürftig nur mit wechselnden Klassen
war nun das Leben – so drückend und scheu.
Dann der Krieg begann seinen Atem zu hauchen
mit feuriger Lohe am Himmel zur Nacht.
Und die Menschen begannen unterzutauchen
in der dunklen Erde beklemmenden Schacht.
Ein gellendes Heulen an manchen Tagen
verscheuchte die Kinder zur Flucht nach Haus,
Die mutigsten Herzen mußten verzagen
vor der wachsenden Not, der Angst und dem Graus.
Schwarz war der Tag – da klang dumpfes Grollen
von Westen her über die Rur ins Land,
des Nachts ein Leuchten – Geschützenrollen –
der Horizont fern in gespenstisch rotem Gewand.
Da jagte der Krieg mit der feurigen Hand
zum dritten Male die Kinder hinaus.
Was nun eine Bleibe im Schulhaus fand,
das war nur Lärm und Schmutz und Graus.
Sept. 1944
Es kamen die Schanzer aus Köln am Rhein –
HJ.-Verbände mit Schüppe und Spaten.
Die zogen Panzergräben tagaus, tagein
durch die Gärten, die Fluren, die Saaten.
Die füllten die Schule mit ihrem Leben,
das eigentlich gar kein Leben war.
Ein Hasten und Keuchen, ein sinnlos Streben
und Angst vor dem Tod und der Gefahr —
Und als der Oktober sein Himmelsgold
über Äcker und Dächer breitet,
und der Herbst, so still, so klar und hold
über die Fluren der Heimat schreitet,
da mußten die Schanzer weiterziehn
zu neuem sinnlosen Schaffen,
Für manche die Sonne nicht oft mehr schien,
weil die Jabos sie holen – sie raffen.
Denn von Aachen her über die Wurm bis zur Rur
ging die Walze des Kriegs hinter Schutt und Brand,
Bis er am Fluß für ein Atmen nur
ein Halten geboten fand.
Was nun in der Schule kam zum Quartier
war die blutige Not und das Sterben,
Hauptverbandplatz II stand über der Tür,
das war des Todes Werben.
Die Wände der Mittelklasse sah’n mit Trauer
das Blut und den Schmerz der Soldaten,
die gebettet auf Bahren längs der Mauer
ihr bitteres Harren und Hoffen hatten.
Dazwischen als Mann und markante Gestalt
der Stabsarzt – sein Los; Flüchtig Verweilen.
Der Tag und Nacht des Krieges Gewalt
Trotz bot mit Helfen und Heilen.
In der Oberklasse der Mädchen zu Gast
weilten Sanitäter ohn Ruh, ohn Rast –
die Soldaten mit dem Rotkreuz auf Weiß –
ihre Arbeit: Blut – Sterben und Schweiß.
In der Unterklasse zu ebener Erde
hielten die Frontsoldaten und Bauern Rast,
daß ihnen erste Hilfe werde,
kurzes Verweilen nach Schlacht und Hast.
Die Ambulanten waren’s, die weiterzogen‚
nur kurz der Hölle der Front entkommen,
bis sie doch einmal in tobenden Wogen
der Tod in die Arme genommen.
Auch die Waschküche im Hof kam plötzlich zu Ehren.
Sie wurd’ über Nacht Apotheke genannt,
Was sollte sie sich dagegen wehren?
Es war ja alles verrückt im Land.
Und riesengroß auf dem Dach rief‘?’s in Rot
empor zum Himmel: Dies Haus mög man schonen.
Hier birgt sich der Wunde, der Sieche, der Tod.
Keine Krieger sind’s, die hier wohnen.
Und drauß’ auf dem Hofe ratternd und keuchend
ein Diesel mit seinem Aggregat,
Das Dunkel mußte dem Lichte weichen,
das beschien eine bittere, blutige Saat.
Die Front rückte näher, da heult’s durch die Lüfte
und birst an Mauern und schlägt in die Grüfte
und scheucht die‘ Menschen in Dunkel und Nacht,
Den feurigen Schrecken brachte die Schlacht,
die nun vor dem Dorfe im Tale entbrannt,
für immer als Schlacht an der Rur bekannt,
Dort stand im ersten treibenden Schnee
die nordamerikanische neunte Armee.
Da floh unser Lazarett in Eile,
und suchte ein neues, bergendes Haus.
Es fand für kurze Zeit eine Bleibe
in Hohenbusch vor des Krieges Graus.
Es war der schützende Geist gewichen,
der erst die Mauern der Schule gefüllt.
Das tröstliche Licht in der Nacht war verblichen,
und Finsternis Haus und Herzen füllt.
Das letzte Menschliche war geflohen,
für die Menschen der Schule ein mildes Bild,
als es mitten im Kriegesdrohen
die Angst vor dem Dunkel und Sterben gestillt.
16.11.1944
Dann kam ein November mit Brand und Mord,
als die grausigen apokalyptischen Reiter
mit Lachen ritten von Süden nach Nord,
über Düren und Jülich nach Heinsberg weiter.
Die Dachfenster der alten Schule sahen
das Brandfackelfanal überm Horizont stehen.
Sie sahen das große Verderben nahen,
sie sahen es über die Heimat gehen.
Und die Not, die kam, die große Not,
die größte, die Menschen drückt.
Die Heimat verlassen auf der Flucht vor dem Tod,
das war’s, was das Schicksal geschickt.
Als sie Ende November die Räumung verkünden,
war das Dorf auf der Flucht mit Weib und Kind.
Da hieß es: Wo eine Bleibe finden
mit Packen und Wagen, mit Korn und Kind?
In alle Winde zerstob es da.
In den Gassen gespenstisches Raunen,
Einzog mit Liedern im Marschtritt SA.,
es glaubten an Sieg noch die sächsischen Braunen.
Sie erfüllten die Schule mit ihrem Geschrei,
als stünd nicht der Tod vor den Mauern,
Sie lärmten und sangen, was war dabei?
Der Krieg würde ewiglich dauern.
Doch der fraß sich näher ans Dorf, eine Zange,
die zerstörend die Häuser schüttelt und reißt.
Und mit verderblicher Feuerschlange
Dächer und Scheunen und Ställe speißt.
Schon kämpft man in den Straßen mit wechselndem Glück,
der Gegner, geworfen, kehrt immer zurück,
Die Gassen durchfegt der Granaten Faust.
Nur wenig, was in den Trümmern haust.
23.2.1945
Der Hornung mit Frühlenz im Garten stand,
da marschierten die fremden Krieger,
da rasselten Panzer über das Land –
Schicksalstag – Einzug der Sieger.
An die Schule hängt der Sieger Schilder.
O, wie er in alle Zimmer guckt!
Souvenirs sucht und Hitlerbilder,
auf Treppen und Fluren Kaugummi spuckt.
Doch wie sah die Schule gealtert nun aus:
Vom Dach starrten Sparren klagend empor.
Fremdem Gesindel, Ratten und Maus
offen standen Türe und Tor.
Wie oft hörten Kinder in deinen Räumen
im Lesebuch von des Krieges Grauen.
Wie oft klang das Lied hinaus zu den Bäumen
vom schönsten Wiesengrund, der zu schauen.
Der schönste Wiesengrund war nicht mehr,
wohl das Grauen, der Schutt und der Brand.
Und wie stark hofft ich auf Wiederkehr
ins geliebte Heimatland.
Da stand nun das feste Kloster der Frau’n,
der Schwestern vom armen Kind
so hoffnungslos düster anzuschauen —
Verrann dein Leben im Wind?
Nein, niemals stirbt, was man gesät,
und nimmer verlöscht das Leben.
Es muß einmal, früh oder spät,
ein neues Beginnen geben.
5.6.1945
Im Juni, im Rosenmond, stand ich am Tor
der Schule, der lieben, vertrauten.
Und suchte und suchte an den Mauern empor,
doch die aus den Fenster schauten,
das waren des Krieges unholde Dämonen:
Zerstörung und Schmutz und Hunger und Not.
Da drinnen mußte die Trauer wohnen,
kein Morgen-, kein tröstendes Abendrot.
Und doch fing ich an, der Schule treu,
wie üblich mit Registrieren.
Die Mädchenschule aber lebte nicht neu,
drei Jahre noch mußt’ sie vegetieren.
Drei Jahre in Trümmern, notdürftig gedeckt.
Man fürchtete, der Kirchturm könnt sie begraben!
Drum wurde sie nicht zum Leben erweckt.
Was Herr Schwill doch für Sorgen mußt haben!
Als das vierte Jahrzehnt zu Ende ging,
tönt wieder Mädchenlachen in der Schule Mauern.
Du alte Schule, sei fröhlich und sing!
Doch – wie lang wird dein Leben dauern.
Das neue Leben mit seinem Schritt
zwingt uns, mit ihm zu gehen.
Wir müssen nun scheiden, du und ich können nicht mit.
Doch gibt es ein Auferstehen.
Denn was so lange in dir gewaltet,
der Geist treuer Arbeit in Gottes Wort,
das hat sich zu einem Leben gestaltet,
das weitererlebt, in Ewigkeit fort.
Und schließt du für immer jetzt deine Pforten,
ein Menschenleben verbracht ich in Dir.
Im ferneren Leben, an allen Orten
muß ich dein gedenken für und für!4
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schule zunächst notdürftig wiederhergestellt. In den 1950er Jahren entschied die Gemeinde, am Dingbuchenweg eine neue Volksschule zu bauen. Im Jahre 1955 war feierliche Grundsteinlegung, ein Jahr spater wurde sie im Oktober 1956 bereits eingeweiht. In einem ersten Bauabschnitt der Schule wurden vier Klassenräume im Parterre, ein Werkraum, die Hälfte der Toilettenanlage und eine Kohlezentralheizung errichtet, im 2. Bauabschnitt 1960 folgten vier weitere Klassenräume, ein Lehrerzimmer, ein Lernmittelzimmer und ein Elternsprechzimmer. Insgesamt war damit auf zwei Etagen Platz für acht Klassenräume und Nebenräume geschaffen. Die Jungenschule wurde verkauft und in den 1960er Jahren abgerissen.
Nach der Schulrechtsreform von 1968 wurde die Schule zu einer Gemeinschaftsgrundschule umgewidmet. Die Schüler des 5. bis 9. Schuljahres gingen zunachst nach Baal, ab 1970 aber bereits nach Erkelenz. In der Zeit bis zur kommunalen Neugliederung mussten bereits etliche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
In der Folgezeit nahm die Stadt Erkelenz, zu der Lövenich seit der kommunalen Neugliederung 1972 gehört, einige Renovierungsmaßnahmen und bauliche Veränderungen vor, die den jeweiligen pädagogischen Erfordernissen der bildungspolitischen Vorgaben entsprachen. 1976 erhielt der Schulhof eine Asphaltierung. Ein Jahr später wurde die Heizungsanlage erneuert.
Ab 2006 heißt die „Gemeinschaftsgrundschule der Stadt Erkelenz in Lövenich“ Nysterbach-Schule, benannt nach dem Bach, der von Katzem über Kleinbouslar nach Lövenich floss und mittlerweile versiegt ist.
„Im Jahr 2007 wurde die Nysterbach-Schule von einer verlässlichen Halbtagsgrundschule in eine offene Ganztagsgrundschule umgewandelt. Nach der anfänglichen Nutzung von Räumlichkeiten im Untergeschoss der Schule, wurde im Herbst 2008 die ehemalige Hausmeisterwohnung bedarfsgerecht umgebaut. 2018 erhielt dieser Gebäudeteil eine Aufstockung mit zwei Gruppenräumen.“5
Seit 2016 ist die Grundschule eine Schule gemeinsamen Lernens. Kinder unterschiedlicher Lernbedarfe werden hier in den Klassen gemeinsam unterrichtet. Im Jahre 2025 war die Nysterbach-Schule zweizügig (2 Klassen pro Jahrgangsstufe).
„Das Unterrichtsgebäude der Nysterbach-Schule ist zweigeschossig. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Klassenräume, das Lehrerzimmer, der Verwaltungsbereich, ein Unterrichtsvorbereitungsraum sowie die Hausmeisterloge. Im ersten Stockwerk liegen vier weitere Klassenräume. 2024 wurden zwei weitere schöne Klassenräume sowie zwei kleinere Förderräume auf den Toilettentrakt und die Pausenhalle aufgebaut. Im Untergeschoss befindet sich das sonderpädagogische Lernzentrum sowie die Kinderbücherei. Das nächste bauliche Projekt ist die kindgerechte und moderne Neugestaltung des Pausenhofs.„6
Geschichte der evangelischen Schule
Die evangelische Schule Lövenich ist eine der ältesten Schulen des Erkelenzer Landes7. Sie existierte bereits vor 1743, als urkundlich nachgewiesen am 2. November 1743 die evangelische Kirchengemeinde ein Gebäude neben der Hofkirche kaufte, um darin eine Schule und eine Lehrerwohnung zu errichten. Der vor 1743 unterrichtende Lehrer hatte eine eigene Wohnung, für den neuen Lehrer musste eine Wohnung geschaffen werden, die mit der Schulklasse verbunden war. Das ursprünglich dazu erworbene Haus wurde im gleichen Jahr zugunsten eines Hauses direkt neben der Kirche wieder verkauft. Dieses Haus war das Schulgebäude der evangelischen Schule.
Aus einer Beschreibung des Schulmeisters Johann Wilhelm Schreiber wissen wir, dass um 1800 der Schulraum im Erdgeschoss zwei lange Tische mit vier Bänken hatte. Im Jahre 1825 forderte die Schulinspektion wegen der Enge des Schulraumes (etwa 22 qm für 43 Schüler) einen Schulneubau. Die Fenster gingen hauptsächlich zur Hauptstraße hinaus. Der Revisor bemängelte, dass die Kinder das Treiben der beiden Gasthäuser gegenüber hautnah mitbekämen. Außerdem waren die Lichtverhältnisse schlecht. Daher wurde seitens der Schulbehörde ein Neubau vorgeschlagen, was aber in der Lövenicher Gemeinde auf keine Gegenliebe stieß, weil die evangelische Gemeinde 1820 eine vollständige Trennung von der katholischen Gemeinde in Sachen Schule erwirkt hatte. In den Jahren 1833 bis 1835 konnte dann endlich neben dem Kirchturm ein neuer Schulraum errichtet werden. Das Gebäude hatte die gleiche Dachhöhe wie die Hofkirche.
Im letzten Kriegsjahr des 2. Weltkrieges wurde die Schule zerstört und danach abgerissen. Sie wurde am 18.04.1950 neben der Hofkirche wieder eröffnet. Für die notwendigen Schüler sorgte eine Maßnahme der evangelischen Kirche Lövenich, aus Unna Flüchtlingsfamilien nach Lövenich zu holen und ihnen Wohnraum und Arbeit anzubieten. Im Jahre 1952 stellte die evangelische Kirchengemeinde den Antrag auf Errichtung eines zweiklassigen Neubaus. Nach anfänglicher Zustimmung zu dem Antrag zog der Gemeinderat seine Zustimmung zugunsten eines Volksschulneubaus zurück. Die evangelische Klasse sollte im neuen Volksschulgebäude einen Raum bekommen, was dann auch im Jahre 1956 geschah. Die Klasse existierte bis zur Schulrechtsreform 1968.
Schulkinder
Katholische Schulen
Verfolgt man die Einträge in den Chroniken, so stellt man fest, dass es in Lövenich im 19. Jahrhundert 300 bis 400 schulpflichtige katholische Kinder gab. Mit eingerechnet sind hier die Kinder von Kleinbouslar und bis in die 1820er Jahre die Kinder von Katzem. Die preußische Schulpflicht sah vor, dass Kinder zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr acht Jahre lang unterrichtet werden sollten. In Preußen wurde die Schulpflicht aber im 18. und frühen 19. Jahrhundert nicht sehr ernst genommen. So kommt es, dass zumindest bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in allen Ortschaften ein unregelmäßiger Schulbesuch zu verzeichnen war. Wenn es hoch kam, so gingen etwa die Hälfte der Kinder regelmäßig zur Schule. Das bedeutete dennoch, dass die Lehrer in Lövenich in der einklassigen Schule bis 1845 mindestens 150 Schüler zu unterrichten hatten. Da es noch keinen verpflichtenden Lehrplan gab und die Obrigkeit und Kirche eine zu gute Bildung für gefährlich hielten, konnten die Kinder durchaus zu verschiedenen Zeiten zum Unterricht zitiert werden. Dennoch waren die Klassenstärken sehr hoch. Vom Lehrer Malmende wird in der Chronik berichtet, dass er bis zu 300 Kinder unterrichten musste.8
Die Zweiklassigkeit durch den Schulneubau 1845 entzerrte die Klassenstärke nur geringfügig. Immerhin musste Schulraum für 300 Kinder zur Verfügung gestellt werden. 1851 und 1860 sorgte die Gemeinde für jeweils einen zusätzlichen Klassenraum, so dass ab den 1860er Jahren 350 bis 400 Kinder „genügend“ Platz für den Unterricht fanden. Im Jahre 1861 wurden Mädchen und Jungen getrennt. Ab 1880 gab es an der Mädchenschule noch eine zusätzliche gemischte Klassen für Kinder der Unterklasse. Ab dieser Zeit saßen in jeder Klasse zwischen 45 und 80 Kinder, in der gemischten Klasse zwischen 50 und 100. Im Jahre 1913 wurde die gemischte Klasse aufgelöst.
Ab diesem Jahr gab es 3 Knaben- und 3 Mädchenklassen. Im Jahre 1932 wurden die Klassen, abgesehen von den Oberklassen (5. – 8. Schuljahr), wieder gemischt unterrichtet und auf 5 Klassen reduziert, da die Schülerzahl auf unter 300 Kinder absank.
Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Anzahl der Kinder ab. Genaue Zahlen liegen erst wieder ab der Schulrechtsreform 1968 vor. In der Grundschule Lövenich wurden in diesem Jahr in 5 Klassen (zwei in Lövenich und 3 in Katzem) 215 Kinder unterrichtet, 1 Jahr später konnte die notwendig gewordene 6. Klasse in Lövenich durch die Besetzung einer Lehrstelle belegt werden. In den folgenden Jahren sank die Schülerzahl. Im Jahr 2025 erhielten 152 Kinder Unterricht, die nicht nur aus Lövenich, Katzem und Kleinbouslar, sondern aus dem gesamten Stadtgebiet kamen, da die Schule eine Schule des gemeinsamen Lernens ist.
Im Folgenden werden Bilder von Schulklassen gezeigt, die in der Broschüre des Kinder- und Kirchenchor „Caecilia“ Lövenich „Ortsgeschehen Lövenich – Katzem – Kleinbouslar“ im Zeitraum von 1970 bis 1974 veröffentlicht wurden.
Evangelische Schule
Im 18. und 19. Jahrhundert gehörten die evangelischen Kinder der Ortschaften Lövenich, Katzem, Holzweiler, Ralshoven und Baal zum Schulbezirk Lövenich. Das waren im Jahre 1827 einundvierzig Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren und vier im Alter von 12 bis 14 Jahren.9 Davon besuchten aber nicht alle regelmäßig den Unterricht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die evangelischen Schüler wegen der zerstörten Schule zunächst in einem Raum der Mädchenschule untergebracht. Nach der Wiedereröffnung der Schule 1950 konnten etwa 40 Kinder beschult werden. Die meisten Kinder stammten aus zugezogenen Flüchtlingsfamilien. Ein 1952 erwogener Neubau einer evangelischen Schule wurde verworfen. Mit dem Neubau der Volksschule in Lövenich bekamen die evangelischen Kinder einen eigenen Klassenraum in der neuen Schule, der bis 1968 bestand. Bis zur Auflösung besuchten etwa 40 Kinder diese Klasse.
Lehrer der Schulen
Die Situation für die Lehrerinnen und Lehrer war bis ins beginnende 20. Jahrhundert schwierig. Selbst als die Schule dreiklassig wurde (1851) mussten in jeder Klasse etwa 100 Schüler unterrichtet werden. Allerdings entsprach der tatsächliche Schulbesuch bis zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht der Anzahl der schulpflichtigen Kinder, obwohl eine Schulpflicht bestand. Es ist nicht belegt, wie viele Kinder tatsächlich die Schule besuchten. In anderen Ortschaften lag die Besuchsrate im Sommer etwa bei 50 % und im Winter bei 80 %. Diese Verhältnisse wird es in Lövenich auch gegeben haben.
Da es lange Zeit eine katholische Mädchen- und Jungenschule gab (1861 – 1956), wurden die Jungen von Lehrern und die Mädchen und die gemischte Klasse von Lehrerinnen unterrichtet. In der evangelischen Klasse unterrichteten nur Lehrer. Das änderte sich mit dem Bau der neuen Schule, als alle Kinder nur noch in einem Gebäude unterrichtet wurden.
Nach der Umwandlung der Volksschule in eine Grundschule unterrichteten anfangs 5 Lehrerinnen und Lehrer die Schüler. Ihre Anzahl erhöhte sich im Laufe der folgenden Zeit bedingt durch zusätzliche Anforderungen an die Schule deutlich. Als Schule des gemeinsamen Lernens unterrichteten im Jahre 2025 siebzehn Lehrerinnen und Lehrer die Kinder. Dazu kommen aber noch 9 weitere sonderpädagogische und allgemeinpädagogische Fachkräfte für die zusätzlichen Anforderungen, etwa in der Nachmittagsbetreuung.10
- Lennartz, a. a. O., Seite 201
- Lennartz, a. a. O., Seite 201
- Lennartz, a. a. O., Seite 201 f.
- Gertrud Honnet, geschrieben am 16.10.1956. Zitiert aus: Ortsgeschehen. Lövenich – Katzem – Kleinboslar, Band II, 1972, Seite 26 ff.
- https://www.nysterbach-schule.de/schulportrait/#namensgebung (Stand: 01/2025)
- https://www.nysterbach-schule.de/schulportrait/#schulgebaeude (Stand: 01/2025)
- Lennartz, a. a. O., Seite 217
- siehe Lennartz, a. a. O., Seite 204 ff.
- siehe Josef Lennartz, a. a. O., Seite 219
- Text von Wolfgang Lothmann 2025 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
- Schul-Chronik der Schule zu Lövenich. Erkelenz-Lövenich ,
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5, 1984. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz. Seite 201 bis 222 ,
- Ortsgeschehen Lövenich - Katzem - Kleinbouslar. Lövenich, Band I bis V, 1971 - 1974 ,
- Internetadresse. https://www.nysterbach-schule.de (Stand: 01/2025) ,
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