Vorbemerkung
Seit jeher sind die Ortschaften Venrath und Kaulhausen politisch und kirchlich eng miteinander verbunden. So ist es nicht verwunderlich, dass ursprünglich die schulpflichtigen Kinder in die Schule nach Venrath gehen mussten. Dies bedeutete, dass zu jeder Jahreszeit ein Schulweg von mindestens 15 Minuten je Strecke zu Fuß durchs Feld zurückgelegt werden musste, was für die Kinder gerade im Winter bei Schneeverhältnissen nicht leicht war. So drangen die Eltern in Kaulhausen in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Errichtung einer Schule in ihrem Ort. Der Gemeinderat in Venrath stand diesem Vorschlag zunächst wohlwollend gegenüber, der Schulvorstand lehnte ihn allerdings ab.
Schulgeschichte
Als der Gemeinderat in Venrath beschloss, wegen des Platzmangels in der Venrather Schule einen dritten Schulraum zu errichten, beantragte die Kaulhausener Bürgerschaft, statt einer 3. Klasse in Venrath eine Schule für ihre etwa 50 Kinder in Kaulhausen zu bauen. Man bot dazu die Anmietung eines Hauses an, in dem mit wenig Aufwand ein Klassenraum und eine Lehrerwohnung hätten errichtet werden können. Dieses Haus wurde von der Bauaufsicht abgelehnt. Ein zweites angebotenes Haus genügte den baulichen Ansprüchen. Nun wollte aber der Venrather Schulvorstand mit allen Mitteln eine Schule in Kaulhausen verhindern. Hauptgründe des Widerstands waren, dass der Religionsunterricht nicht kontinuierlich gewährleistet sei und die Venrather Klassen zu groß (95 statt 80 Kinder pro Klasse) seien. Letztlich lehnte der Landrat die Gründe des Schulvorstandes ab, so dass am 14. Oktober 1861 der Unterricht in Kaulhausen in dem vorgeschlagenen Gebäude beginnen konnte.
Im Jahre 1863 kaufte die Gemeinde Venrath ein Grundstück zur Errichtung eines neuen Schulgebäudes, das 1864 mit einem Klassenraum und einer Lehrerwohnung gebaut und am 1. Oktober des gleichen Jahres bereits bezogen werden konnte. Die Schule blieb bis zu ihrer Auflösung 1941 einklassig. Zu Beginn besuchten über 50 Kinder die Schule, aber bereits in den Folgejahren reduzierte sich die Zahl auf etwa 30 Kinder. Nur zu Beginn des neuen Jahrhunderts stieg die Anzahl noch einmal auf über 40 Kinder an.
1913 wurden Kinder aus Venrath in Kaulhausen beschult, weil dort Platzmangel herrschte. 1914 mussten umgekehrt die Kinder aus Kaulhausen nach Venrath gehen, weil die Schule wegen des Kriegsdienstes des Lehrers Dickmeis geschlossen wurde. Erst 1916 konnte der Unterricht wieder in Kaulhausen aufgenommen werden. In diesem Jahr besuchten nur 15 Kinder den Unterricht, was eventuell daran lag, dass noch nicht alle Kinder von Venrath zurück in die Kaulhausener Schule gekommen waren.
Schulbau
Über den ursprünglichen Bau ist nur bekannt, dass er einstöckig und ein Steinhaus war. Es wurde auf einem Grundstück mit einem Flächeninhalt von 49 Ruten und 80 Fuß gebaut. Die Kosten für den Bau betrugen 2.033 Taler.1 Im Jahre 1887 erhielt das Gebäude auf dem Speicher zwei Schlafzimmer. 1911 mussten die Abortanlagen erneuert werden. Es wurden im gleichen Jahr ein Spielplatz gebaut und die Schülerbänke erneuert.2
Heute besteht die ehemalige Schule aus einem zweistöckigen Wohnhaus.
Lehrer
Die Schule in Kaulhausen war einklassig und galt daher als Zwergschule. Im gesamten Zeitraum waren 18 Lehrpersonen hier tätig. Wenn ein Lehrer versetzt wurde oder gar verstarb, konnte es sein, dass der Unterricht wegen der entstehenden Vakanzzeiten bis zur Wiederbesetzung ausfiel oder die Kinder wieder in Venrath zur Schule gehen mussten. Diese Vakanzzeiten konnten über einen längere Zeitraum gehen. Vielleicht lag es auch an der fehlenden Attraktivität einer Zwergschule, dass nur 2 Lehrer länger als ein Jahrzehnt hier tätig waren.
In der Schulchronik Kaulhausen sind die Lehrer, die an der Schule unterrichteten, verzeichnet.3 Dies waren:
Zeitraum | Lehrkraft | Zeitaum | Lehrkraft |
---|---|---|---|
1861 – 1866 | Hubert Becker | 1906 | Heinrich Hensen |
1866 | Lehrer Nießen (Aspirant) | 1906 – 1910 | Ferdinand Mühlemeier |
1866 – 1869 | Johann Peter Burbach | 1910 – 1914 | Gottfried Dickmeis |
1869 – 1972 | Anton Schüller | 1916 | Lehrerin Krichel |
1872 – 1873 | Johann Schuhmacher | 1917 – 1919 | Lehrerin Ohofen |
1874 – 1890 | Matthias Schütz | 1919 – 1920 | E. Quast |
1890 | Gottfried Jansen (Aspirant) | 1920 – 1924 | Lehrer v. Kalkstein |
1890 – 1901 | Hermann Menser | 1925 | Lehrer Jogen |
1902 – 1906 | Josef Hammes | 1925 – 1941 | Lehrer Kahl |
- Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5, 1984. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz. Seite 169 - 171 ,
- Stadtarchiv. Schulchronik der Schule Venrath, Teil I. E2/L/74 ,
- Stadtarchiv. Schulchronik Kaulhausen, 1935 - 1935. E2/G/159 ,
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