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Schule in Hetzerath

Kategorien: Hetzerath Schule
Stichworte: Bildung
03.11.1869

Geschichte

Schule in Doveren

Da Hetzerath seit alters her zur Pfarrgemeinde Doveren gehörte und die Schulbildung bis zur französischen Besetzung durch Napoleon vornehmlich die Aufgabe der Pfarreien war, besaß Hetzerath bis ins 19. Jahrhundert keine eigene Schule. So gingen die Mädchen und Jungen, deren Eltern willens und finanziell fähig waren, ihren Kindern eine Schulbildung zukommen zu lassen, nach Doveren in die Schule, die dort um 1560 erbaut wurde, oder sie wurden von den Mönchen in Kloster Hohenbusch unterrichtet. Die Eltern mussten Schulgeld zahlen. Unterricht fand nur in den Wintermonaten statt, da die Kinder im Sommer auf den Höfen mithelfen mussten. Nach der Franzosenzeit hatten die Preußen 1816 die Ortschaften Doveren, Doverheid, Doverhahn und Hetzerath zu einem Schulbezirk zusammengeschlossen. Etwa 70 Kinder besuchten die Schule. Der preußische Staat verfügte im Jahre 1825 für alle Gebiete Preußens die allgemeine Schulpflicht. Die Durchsetzung der Schulpflicht dauerte allerdings noch einige Jahre, weil die wirtschaftlich schlechten Verhältnisse die Familien weitgehend zwangen, ihre Kinder arbeiten zu lassen, um überhaupt überleben zu können.

Immerhin bewirkte die Schulpflicht, dass mehr Kinder den Unterricht besuchten. In Doveren wurde 1831 ein neues Schulgebäude am Markt errichtet. 1839 musste bereits eine zweite Schulklasse eingerichtet werden. 1864 besuchten 195 Schulkinder die Schule, davon 38 aus Hetzerath.1

Schule in Hetzerath

Auf Drängen der Hetzerather Ratsvertretung und der Bürgerschaft wurden nun Überlegungen angestellt, die geplante dritte Klasse in Hetzerath einzurichten, da aus dem Ort 38 Kinder unterrichtet werden mussten. Die verbleibenden 157 Kinder hätten dann weiter in den zwei Klassen in Doveren unterrichtet werden können. Die Bereitschaft, den Hetzerathern zu helfen, war in Doveren wohl vorhanden, aber die Finanzierung des Projektes machte Schwierigkeiten. Zunächst hatte man vor, urbar gemachte Grundstücke zur Finanzierung des Schulbaus zu verkaufen. Doch stellte sich dann heraus, dass sie für Bauzwecke zu nass waren. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich, als die Hetzerather Miteigentumsrechte an einer 1843 gebauten Lehrerwohnung geltend machten und von Doveren eine Erstattung zugunsten ihres eigenen Schulbaus forderten. Die Verhandlungen zogen sich lange hin. Erst 1869 wurde der Bau dann realisiert und die einklassige Schule im November 1869 eröffnet. Der Schulhof ging vor dem Gebäude zur Dorfstraße hinaus. Die Schule hatte bereits Toiletten, die sich links vom Gebäude befanden. An der rechten Seite war eine Lehrerwohnung.2

Schulneubau

Durch den Bau der „Bergarbeitersiedlung“ in Hetzerath stieg die Zahl der schulpflichtigen Kinder enorm, so dass die Kapazitäten des alten Schulgebäudes nicht mehr ausreichten. 1938 hätten insgesamt 206 Kinder unterrichtet werden sollen. 1939 begann man deshalb den Bau einer neuen Schule an der Straße „An der Elsmaar“, die auch heute noch als Schulgebäude verwendet wird. 1940 konnte das Gebäude bereits bezogen werden. Es hatte Platz für fünf Klassen und bot zudem noch eine Lehrerdienst- und Hausmeisterwohnung. Infolge des Zweiten Weltkrieges konnte nur bis 1944 unterrichtet werden. Danach diente das Schulgebäude zunächst als Unterkunft für die Westwallarbeiter, dann für die Amerikaner und die frei gelassenen Zwangsarbeiter. Gerade die Einquartierungen nach dem Weltkrieg bewirkten, dass das Gebäude vollständig ausgeräumt und innen verwüstet wurde. Erst am 16. Januar 1946 konnte notdürftig ein Klassenraum wieder für die Schulkinder hergerichtet werden. Unterricht fand in diesem Raum anfangs in drei Schichten statt. Bis zum Jahre 1949 konnten aber bereits wieder vier Lehrer in vier renovierten Räumen 181 Kinder nahezu normal unterrichten. 1947 wurde in einer Abstimmung entschieden, die Schule als konfessionelle Schule zu führen.

Umwidmung zur Grundschule

Bis zum Jahre 1968 wurde die Schule als Volksschule geführt. Nach der Neugliederung des Schulwesens wurde sie zur Hauptschule für die 5. und 6. Klassen des Schulbezirkes Baal. Bei der kommunalen Neugliederung im Jahre 1972 kamen die Ortschaften Hetzerath und Granterath zu Erkelenz. Nach langen politischen Debatten beschloss man, die Hetzerather Schule zur Grundschule umzugestalten. Die bisherige Grundschule in Granterath wurde geschlossen. Durch den Bau der Mehrzweckhalle wurde ein Klassenraum zu einem Geräte- und Lüftungsraum umgestaltet, was aber in den 1990er Jahren dazu führte, dass die Schule für die Anzahl der Schülerinnen und Schüler zu klein wurde. Daher musste bei Umbaumaßnahmen 1993 Platz geschaffen werden. Im Schuljahr 1996/97 mussten sogar zwei Klassen nach Granterath ausgelagert werden.

Schulverbund mit Luise-Hensel-Schule

© Wolfgang Lothmann | Schuleingang 2023
Schuleingang in die Grundschule 2023

Die Schülerzahlen schwankten in der Folgezeit, so dass in der Politik sowohl Gedanken zur Schulschließung als auch zur Schulerweiterung geäußert wurden. Schließlich entschloss sich die Stadt Erkelenz nach Anhörung unterschiedlicher Gremien dazu, den Standort Hetzerath als Schulverbund mit der Luise-Hensel-Schule Erkelenz unter Leitung der Erkelenzer Schule ab dem 01. Februar 2011 weiterzuführen. Dieser Verbund existierte zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichtes noch. Im Schuljahr 2021/22 besuchten 91 Kinder die Schule in Hetzerath.3 Sie wird einzügig geführt.

Lehrpersonal

Erster Lehrer wurde der Schulamtskandidat Josef Küppers, der aber nur ein Jahr lang unterrichtete. Bis zur Jahrhundertwende wechselten sieben Mal die Lehrpersonen.4 Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs gab es 9 Lehrer. Sie wurden teilweise durch weibliche Handarbeitslehrerinnen unterstützt.

In der Zeit des schulischen Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg halfen von 1946 bis 1948 unterschiedliche Lehrpersonen in Hetzerath aus, den Lehrbetrieb wieder in normale Bahnen zu bringen. 1948 konnte dann Martin Wirtz wieder die Schulleitung übernehmen.

Er engagierte sich zusätzlich im Handballverein TuS Hertha Hetzerath und sorgte sich um dessen Aufschwung und Jugendarbeit.

Am Ende des 1. Jahrzehnts der 2000er Jahre wurde die Schulleitungssituation prekär. Nach dem Fortgang der Schulleiterin Nicole Japs fand sich trotz wiederholter Ausschreibungen der Stadtverwaltung Erkelenz niemand mehr, der die Grundschule übernehmen wollte. Daher kam es letztlich zu dem oben beschriebenen Schulverbund.

ZeitraumSchulleiter*innen
1869Josef Küppers
1870 – 1879Johann Arnolds
1879 – 1881 Jakob Beneken
1881 – 1890 Aloys Knöppel
1890 Mackenstein aus Matzerath zur Aushilfe
1890 – 1894 Peter Corsten
1894 – 1906 Johann Junker
1906 – 1909Kirschmeyer
1909 – 1923 Johann Holzapfel (mit Unterbrechungen)
1923 – 1930 Peter Pelzer (Das Lesen stand bei ihm im Vordergrund)
1930 – 1933 Willi Berger (Lieblingsfach war Singen)
1933 – 1952? Martin Wirtz
1954 – 1989Felix Wassong
1989 – 2003Franz Egon Geffers
2003 – 2009Nicole Japs
2009 – 2011Constanze Hütten und Irene Roth-Jackels als Übergangsschulleitungsteam
Aufstellung nach Heinz Peters: Chronik Hetzerath, Kapitel 3.7. Vielleicht kann jemand die fehlenden Daten nachreichen!

Schülerschaft

Die Schülerzahlen hingen stark von der Situation in Hetzerath und den schulpolitischen Entscheidungen der Stadt Erkelenz und des Landes Nordrhein-Westfalen ab. Bis zum Neubau der Schule betrug die Schülerahl der einklassigen Volksschule in der Regel zwischen 30 und 60 Schülerinnen und Schüler. Klassen in diesen Größenordnungen waren damals die Regel.

Sein Bericht beginnt an seinem Einschulungstag 1930.

„Diesen Tag habe ich besonders in Erinnerung behalten. Ich war als einziger Junge der Schulneulinge von Lehrer Pelzer ausersehen, in der Schulbank neben einem Mädchen zu sitzen. Wie viele Kinder zu dieser Zeit von Lehrer Pelzer unterrichtet wurden, kann ich nicht sagen, aber es waren nicht wenige. Mitten im Klassenraum stand ein großer schwarzer Eisenofen, den der Lehrer in der kalten Jahreszeit schon morgens früh anzünden und versorgen musste. Eine von der Gemeinde beauftragte Frau hatte nicht nur für Sauberkeit zu sorgen, sie musste am Abend vorher den Ofen zündfertig vorbereiten. Während der Unterrichtszeit versorgten vom Lehrer beauftragte Jungen oder auch Mädchen der Oberstufe den Ofen. Steinkohle der Zeche Sophia-Jacoba diente als Heizmaterial. Die Kinder, die in der Nähe des Ofens saßen, konnten oft die Wärme kaum ertragen, und die in der Nähe der Fenster saßen hatten nicht selten kalte Hände und Füße. Die meisten Schülerinnen und Schüler kamen auf „Klompen“ (Holzschuhe) zur Schule. Lederschuhe gab es zwar damals auch schon, aber die waren den meisten Eltern einfach zu teuer. Lederschuhe waren den Sonntagen vorbehalten. In Hetzerath wohnten damals auch einige „Klompemäker“ (Holzschuhmacher), die aus Pappelholz die Klompen fertigten. Im Schulgebäude wurden die Klompen ausgezogen und im Schulflur an der Wand entlang wohlgeordnet abgestellt. Die Kinder trugen dann über ihren Strümpfen aus Stoff gefertigte „Schlüppchen“ (Hausschuhe), die von den Müttern meist selbst genäht wurden.“5

Ansichten von Schulklassen. Vielleicht kennt jemand die Kinder auf den Fotos. Das Archiv Hetzerath wäre sehr daran interessiert.

Zum Zeitpunkt des Schulneubaus betrug die Schülerzahl durch die zugezogenen Bergbaufamilien mehr als 200. Die Zahlen sanken wieder im Jahre 1968 nach der Schulreform, als in Hetzerath nur noch die 5. und 6. Schuljahre der Umgebung unterrichtet wurden. Ab der kommunalen Neugliederung 1972 wurde die Schule zur Grundschule für Granterath und Hetzerath. Der prognostizierte Pillenknick blieb aus, so dass die Grundschule in den 1990er Jahren zu klein wurde, um durchgehend zweizügig (etwa 200 Schülerinnen und Schüler) zu sein. Seit der Zusammenlegung der Schule mit der Luise-Hensel-Schule werden in Hetzerath um die 90 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.6

  1. siehe Heinz Peters: Chronik Hetzerath, a. a. O., Kapitel 3.1 bis 3.3
  2. siehe Josef Lennartz: Elementarschulwesen, a. a. O., Seite 133 f.
  3. siehe https://luisehenselschuleerkelenz.com/dieschule/ (Stand: 03/2023)
  4. siehe Heinz Peters: Chronik Hetzerath, Kapitel 3.7
  5. Zitat aus Heinz Peters: Chronik Hetzerath, Kapitel 3.7
  6. Text von Wolfgang Lothmann 2023 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heinz Peters u. a., Hetzerath: Gesang eines Dorfes. Erkelenz-Hetzerath, 2018, Kapitel 3
  2. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 5, 1984. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz, Seite 133 bis 134
  3. Rheinische Post Mediengruppe (Hrsg.), Rheinische Post. Düsseldorf, vom 24.06.1991, 27.09.1993, 28.01.1995, 28.06.1996, 21.07.1996, 28.10.2010
  4. Medienhaus Aachen GmbH (Hrsg.), Aachener Zeitung. vom 30.07.2003
  5. Medienhaus Aachen GmbH (Hrsg.), Aachener Volkszeitung. vom 06.11.1989, 06.09.1995
  6. Luise-Hensel-Schule Erkelenz (Hrsg.), Internetseite der Schule. https://luisehenselschuleerkelenz.com/, dieschule/ (Stand: 03/2023)

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