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Kapelle Sankt Josef Matzerath

Geschichte

Katholische Gemeinde Matzerath

Ursprünglich gehörte die katholische Bevölkerung zur Kirchengemeinde Schwanenberg im Bistum Lüttich. Nach deren Übertritt zum Protestantismus im Jahre 1558 kamen die Katholiken Matzeraths zur Erkelenzer Kirchengemeinde und unterstanden fortan dem Bistum Roermond. Die Gemeinde hatte bis Anfang des 18. Jahrhunderts einen Rektor, wurde danach vollständig von Erkelenz betreut. Im Jahre 1935 wurde die Zivil- und Kirchengemeinde der Gemeinde Golkrath zugeordnet. Golkrath wurde damit Eigentümerin der Kapelle Sankt Josef. Da während des Nationalsozialismus in den Schulen kein Religionsunterricht erteilt werden durfte, hat sich in Matzerath ein Kapellenverein gegründet, der der Geistlichkeit erlaubte, in der Kapelle einmal wöchentlich Religionsunterricht zu erteilen.1 Im Jahre 1962 wurde die Kapelle schließlich dem Verein „Kath. Kapellengemeinde Matzerath e. V.“ übereignet. 1968 gingen die Eigentumsrechte an die Pfarrgemeinde in Erkelenz über.

Kapelle Sankt Josef

Die Kapelle Sankt Josef wurde von Vikar Petrus Gehlen aus Erkelenz gestiftet, der am 2. Oktober 1666 in Matzerath geboren wurde. Er ließ sie im Jahre 1694 erbauen. Sie ist damit nach der Jakobuskapelle in Wockerath die zweitälteste Kapelle auf Erkelenzer Gebiet.
Stifter und Jahreszahl stehen auf einem kleinen Stein an der Außenmauer der Kapelle. Am 25. September 1696 weihte Bischof Reginald Cools von Roermond (1677-1700) den barocken Altar, der auch heute noch die Kapelle ziert. Petrus Gehlen muss wohlhabend gewesen sein, denn er stiftete auch ein Studienbenefizium, die Gehlensche Stiftung, das auch heute noch existiert. 1881 und um 1900 wurde die Kapelle erstmalig renoviert. Schäden aus dem 2. Weltkrieg wurden nach 1945 behoben. Im Jahre 1948 wurde eine Empore in die Kapelle gebaut. So konnten mehr Gläubige den sonntäglichen Gottesdienst besuchen. In der Folge musste sie wegen ständiger Rissbildungen häufiger instand gesetzt werden, so 1967 bis 1968 und 1990, als sogar die Fenster wegen der Rissbildung auseinanderbarsten. So wurden im Jahre 1992 „Fundamente, Putz, alle Fenster, die Heizung, der Fußboden und das Retabel erneuert2. Die Fußbodenplatten wurden aus dem Braunkohle-Abbaugebiet Lich-Steinstraß besorgt. Bei dieser umfangreichen Renovierung wurde die Empore wieder zu einer Orgelempore reduziert. Die Gesamtkosten dieser Renovierung betrugen 500.000 DM, wovon die Kapellengemeinde ein Fünftel trug. Am 29.09.1996 konnte nach der Renovierung wieder die erste Messe gefeiert werden.
Im Jahre 2020 musste das Dach instand gesetzt werden, da es undicht geworden war. Hierbei wurde die alte Eingangstür vom Dachboden geholt und wieder restauriert.

Gebäude

© Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. | unbekannt | Grundriss-Kapelle-Matzerath-1

Die Kapelle besitzt einen achteckigen Grundriss. Sie besteht vollständig aus Ziegelsteinen. Einschließlich Glockenturm ist sie 14 m hoch und 7,34 m breit. Der Kapellenraum hat einen Durchmesser von 5,60 m. Die Innenfläche beträgt 37 qm.
Ein geschweiftes Schieferdach wird von einer geschlossenen Laterne mit Zwiebelhaube gekrönt. Im Westen wird das Achteck durch einen Eingangsraum erweitert. Der Eingang führt heute von der Seite in die Kapelle, die zugemauerte Eingangstür von vorne ist allerdings noch zu erkennen. Die alte Tür wurde nach dem Ausbau lange Zeit unter dem Dach gelagert, glücklicherweise dann doch noch restauriert und steht nun geschützt auf dem Thelenhof im Dorf.
Im Osten ist die Mauer des kleinen Altarraums etwas nach außen ausgebaut.
Sechs Fenster mit Rundbogen erleuchten das Innere der Kapelle. Auch die Eingangstür besitzt einen Rundbogen.
Der Innenraum besitzt ein Kreuzgewölbe mit 8 Stilbögen.

© Wolfgang Lothmann | Alte Eingangstür
Alte Eingangstür

Ausstattung

Altar

Der Altar stammt aus dem 16./17. Jahrhundert.

Ölbergszene

© Wolfgang Lothmann | Matzerath-Kapelle-Figuren-04

Das Hochrelief aus Eiche hängt links neben dem Hochaltar. Es ist 51 cm hoch, 43 cm breit und 11,5 cm tief. Vermutlich ist es ein Ausschnitt aus einem Antwerpener Altar3, das um 1510 entstanden sein dürfte. Der Kelch gehört nicht zum ursprünglichen Relief und wurde später eingesetzt. Das Relief zeigt Jesus, der betend auf den Kelch zeigt und die Jünger Petrus, Johannes und Jakobus, die teilweise abgewandt schlafen.

Heiligenfiguren

An der Wand hängen auf der linken und rechten Seite die Figuren der Heiligen Maria und des Heiligen Josef. Die Joseffigur ist die ältere und wurde um 1720 aus Holz geschnitzt und 1870 bemalt. Maria ist eine Terrakottafigur aus dem Jahre 1865. Sie besitzt noch ihre Originalbemalung. Die Engelskonsolen bestehen aus Terrakotta und stammen aus der Zeit, in der die Marienfigur entstand.

Kreuzigungsgruppe

Direkt rechts neben der Eingangstür, dort, wo sich ehemals die ursprüngliche Eingangstür befand, hängt ein in Silber getriebenes, graviertes und punziertes Relief, das die Kreuzigungsgruppe zeigt. Es entstand um 1700 und die Verarbeitung weist auf die Kölner Goldschmiedekunst hin. Drei Reliefebenen erzeugen einen räumlichen Eindruck.
Die obere Hälfte zeigt den gekreuzigten Christus mit den beiden Schächern an seiner Seite. Die untere Hälfte wird von vielen Figuren vor einer Stadtkulisse beherrscht. Dies sind 3 Marienfiguren, darunter ganz links Maria Salome mit dem Salbgefäß, Maria Magdalena, Johannes und römische Soldaten, zu erkennen an dem Wimpel eines Reiters mit der Inschrift „SPQR“.4

© Wolfgang Lothmann | Kreuzigungsgruppe

Gemälde

Im hinteren Teil der Kapelle hängen an der Nord- und Südwand je ein Gemälde. An der Nordwand sieht man die Heilige Anna mit dem Christuskind auf den Armen. Dieses Ölgemälde entstand etwa um 1800, wahrscheinlich in Südeuropa[. Auf dem Gemälde an der Südwand befindet sich der Heilige Josef mit dem Christuskind. Dieses Ölgemälde entstand im 18. Jahrhundert und dürfte in Spanien gemalt worden sein. Beide Gemälde wurden der Kapelle 1994 gestiftet.fussnote]siehe Erich Coester, a. a. O. Seite 13[/fussnote]

Kreuzwegstationen

In der Kapelle befanden sich möglicherweise bereits ab 1887 oder ab 1900 bis 1905 nach einer gründlichen Renovierung 14 Kreuzwegstationen. Ursprünglich gemalt wurden sie von einem Künstler der Neugotik, der aber bereits Jugendstilelemente in die Bilder einfließen ließ. In der Kapelle hingen nicht die Originale, sondern Drucke, in Holz gerahmt und durch Glas geschützt. Anfang der 1970er Jahre wurden die Bilder aus der Kapelle entfernt und im Haus der ehemaligen Küsterin auf dem Dachboden gelagert. Dort wurden sie 2007 vom neuen Besitzer des Hauses wiederentdeckt. Die Pfarrgemeinde ließ die Drucke restaurieren. Sie sind heute als Leihgabe im Kolpinghaus Erkelenz zu sehen.

Alter-Kreuzweg
Ehemalige Kreuzwegstationen

Fenster

© Wolfgang Lothmann | Matzerath-Kapelle-Fenster-03

Die ursprünglich bunten Fenster wurden nach der Zerstörung durch die Mauerrisse erneuert. Die Entwürfe der Aachenerin Maria Katzgrau wurden schließlich für die neuen Fenster verwirklicht. Die 6 identischen Fenster sind aus Antik-Opal-Glas. Sie wurden gestiftet.

Glocken

Die Glocke, die jetzt im Turm der Sankt Josefskapelle läutet, stammt aus dem Jahre 1947. Josef Pangels stiftete den Weizen zu ihrem Erwerb. Sie besteht aus Stahlguss, hat einen Durchmesser von 55 cm und besitzt den Ton h. Vermutlich wurde sie von der Firma Krupp in Essen hergestellt.5

Diese Glocke hatte einige Vorgänger. Im Jahre 1840 ist die Einsegnung einer Glocke in Matzerath belegt. Vor dem 1. Weltkrieg muss wohl eine 2. Glocke im Turm gehangen haben, denn eine wurde in diesem Krieg eingeschmolzen. Die kleinere mit der Inschrift „Mutter Gottes, gedenke mein!“ blieb erhalten. 1929 bekam der Turm wieder eine 2. Glocke. Die Marienglocke musste zur Harmonisierung der Klänge dazu umgegossen werden. Die Glocken hatten die Töne a und cis, besaßen einen Durchmesser von 52 und 48 cm und waren 78 und 50 kg schwer. Die Inschrift der großen Glocke lautete: „HI. Joseph, Patron eines guten Todes, beschütze uns!„, die der kleinen „Maria, immerwährende Hilfe, stehe uns bei!„. Beide stammten aus der Gießerei Otto in Hemelingen.6 Beide Glocken wurden im 2. Weltkrieg konfisziert und eingeschmolzen.7

  1. siehe Franz Holländer, a. a. O., Seite 343
  2. Flyer 12, a. a. O., Innenspalte links
  3. siehe Hans Kilsky, a. a. O, Seite 129. Er nimmt die eingeschlagene Hand als Beleg für die Antwerpener Bildhauer
  4. siehe Flyer 12, a. a. O., Innenspalte rechts
  5. siehe Hilberath, a. a. O., Seite 44
  6. siehe Hilberath, a. a. O., Seite 44
  7. Text von Wolfgang Lothmann 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V. (Hrsg.), Bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz - eine Sammlung von Flyern. Flyer 12. Bodo A. Strickstrock: Die St. Josef Kapelle in Matzerath. 2009
  2. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 7. 1985. Hans Hilberath: Glocken und Orgeln des Stadtgebietes Erkelenz. Geschichte und Bestand. Seite 44
  3. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 15, 1995. Josef Dreßen: Matzerath - Ein Dorf und seine Menschen.
  4. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 17, 1998. Paul Blaesen: Zeichen am Wege. Dokumentation christlicher Kleindenkmäler in der Stadt Erkelenz, 1998, Seite 56 bis 57
  5. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 23, 2009. Pfarrkirche und Gemeinde St. Lambertus in Erkelenz. Darin: Franz Holländer: Kapellengemeinde St. Josef Matzerath e. V., Seite 343 - 347
  6. Landkreis Erkelenz und Heimatverein der Erkelenzer Lande, Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1959. Hans Kisky: Christliche Kunst Im Erkelenzer Land, Seite 127 bis 136
  7. Dr. Erich Coester, Die Kirchlichen Kunstwerke im Bistum Aachen. Kapellen, die zur Pfarre Erkelenz gehören. 21.03.2021, Seite 11 bis 17.

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