Sie sind hier: Startseite» Bauwerke» Denkmal» Zeitgeschehen » Der Markt

Der Markt

Stichworte: Platz
1452 bis 1950-1959

Der Markt in Erkelenz ist jetzt der zentrale Punkt der Stadt. Er war allerdings nicht immer der Mittelpunkt, weil alte Quellen den heutigen Johannismarkt als den „Alten Markt“ und den Markt als „Neuen Markt“ bezeichnen.

© Archiv Heimatverein

Wie lange das Marktrecht in Erkelenz zurückreicht, ist nicht geklärt. Der älteste erwähnte Markt ist der zu Simon und Judä (28. Oktober), der wohl schon vor der Stadterhebung (1326) eingerichtet und vom Aachener Marienstift gefördert wurde. In einer geldrischen Landesrechnung von 1294/95 wird ein Markt in Erkelenz am Tage der beiden Heiligen erwähnt. 1

Dieser Markt wurde aber außerhalb der Stadt abgehalten, ca. 500 Meter südöstlich der Stadt an den Schnittpunkten der Kirchwege von Kückhoven und Bellinghoven. Das ergibt sich daraus, dass dieses Gebiet (heute ehem. Firma Wirth) die Flurbezeichnung „Symon Juden mart“ trägt. 2

Im Jahre 1422 verlieh Herzog Rainald von Geldern und Jülich, Graf von Zuyphen, der Stadt Erkelenz das Recht, einen freien Wochenmarkt innerhalb der Stadt abzuhalten, und zwar das ganze Jahr immer an einem Donnerstag. 3 Es muss davon ausgegangen werden, dass dieser Markt auf dem „Alten Markt“ (dem heutigen Johannismarkt) stattfand, denn bereits im Jahre 1420 wird von einem Markt in der Stadt gesprochen. 4

Im Jahre 1452 taucht dann der Name „Wolmart“ auf, etwas später (1480) der „Niewe Mart“ südöstlich des „Alten Marktes“ am Gewandhuys bzw. Rathaus gelegen. Ab dieser Zeit hat der „Niewe Mart“ den „Alten Markt“ als Platz für die Märkte wohl abgelöst.

Das Gewandhaus wurde Opfer der Flammen, aber bis 1546 wurde an gleicher Stelle ein „neues“ Rathaus gebaut, welches heute noch vorhanden ist.

Bebauung

© Archiv Heimatverein | unbekannt | Altes-Rathaus-vor-1914
Markt mit Rathaus, Kirche, Schul- und Spritzenhaus und Häusern an der Westseite, etwa 1900.
© Archiv Heimatverein | unbekannt | Markt
Der Markt (etwa 1920)

Der Markt wird beherrscht von der Pfarrkirche Sankt Lambertus an der Nordseite. Im 9. Jahrhundert wird die erste Kirche erwähnt, es folgen weitere. Die gotische Kirche wurde ab 1418 gebaut, der Turm ab 1458. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden Chor und Schiff ab 1947 neu gebaut, der Turm wurde wiederherstellt.

Wie in alten Städten früher üblich, gab es auch hier rund um die Kirche den Kirchhof. Er wurde bis zur Einrichtung des Friedhofes an der Brückstraße benutzt, der 1825 geweiht wurde. Ein steinernes Friedhofskreuz stand bis zur Neugestaltung des Marktes im Jahr 1957 in der westlichen Ecke.

Das zweite bedeutende Bauwerk ist das Alte Rathaus, welches im Jahre 1546 erbaut wurde. Das vorherige Foto zeigt den Zustand um etwa 1900. Die Laubengänge waren Mittte des 18. Jahrhunderts geschlossen worden. In den Laubgängen entstanden eine Wohnung für einen Ordnungsbeamten und zwei Arrestzellen. Zu sehen ist auch das Schwungrad des Brunnens, der zur Wasserversorgung der Nachbarschaft diente. 5

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Alte Rathaus wiederhergestellt.

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Altes Schulhaus am Markt

Das Schul- und Spritzenhaus zwischen Kirche und Altem Rathaus wurde 1734 erbaut, war bis 1828 Schulhaus, danach Lehrerwohnung und Spritzenhaus. Im Jahre 1926 wurde es abgebrochen.

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Markt, 1926

Neben Kirche und Rathaus war das beherrschende Haus am Markt (im Bild rechts) das sogenannte Jungbluth’sche Haus, das im Jahre 1868 von Leonard Jungbluth an Stelle der beiden Häuser von Gormanns gebaut wurde. Im Jahre 1792 ließ sich am Markt Johann Adam Gormanns als Notar nieder. Er war in der Franzosenzeit u. a. Bürgermeister in Erkelenz.

Sein Sohn Hermann-Josef Gormanns führte das Notariat ab 1828 (zwischenzeitlich war Jansenius Notar in Erkelenz, doch der wohnte nicht hier) und übergab es 1863 an seinen Neffen Leonard Jungbluth.

Hermann-Josef Gormanns hinterließ der Stadt testamentarisch Geld und Grundbesitz am Zehntkamp und schuf damit die Grundlage für ein 1871 fertiggestelltes Krankenhaus, aus dem die heutige Hermann-Josef Stiftung hervorgegangen ist.

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Markt, etwa 1920
Der Markt, Ecke Franzstraße (heute Aachener Straße), nach 1926

Im Haus links war seit etwa 1900 bis 1930 die Rheinisch-Westfälische Diskontgesellschaft. Das Haus entstand durch einen Umbau des ehemaligen Kommandanturgebäudes, das 1820 als Kommandantur und Wohnhaus für den Kommandanten des Landwehrstammes errichtet wurde. Der hinter dem Haus bis zur Südpromenade liegende Platz wurde der Kommandantsplatz, zunächst auch Exerzierplatz genannt. Nach der Anlegung des Exerzierplatzes an der Westpromenade wurde der Platz hier zur Gemeindebleiche, zu der auch ein Brunnen gehörte.

© Sammlung Linden | unbekannt | Gaststätte Will am Markt, etwa zwanziger Jahre

An der Ostseite des Marktes war eine Gastwirtschaft und zeitweise auch eine Brauerei, die im Jahre1886 Josef Will vom Wirt Gerads übernommen hatte. Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Im wiederaufgebauten Gebäude war noch bis 1978 eine Gaststätte, die von Josefine Will (Tochter von Josef Will Junior) betrieben wurde.

© Stadtarchiv Erkelenz | 024_Haus_Herle_Jahr-1940_Stadtarchiv-Erk

Die Katasterkarte von 1819 (siehe oben) zeigt um den Markt noch eine ganze Reihe von Häusern, die auf landwirtschaftliche Betriebe (mit Scheunen und Stallungen) schließen lassen. Kurz vor und um 1900 erhielten hier die meisten Häuser, der Mode der Zeit entsprechend, mehr oder weniger schmuckreiche Zementstuckfassaden oder wurden durch Neubauten ersetzt.

Die Nutzung des Marktes als Parkpkatz wurde und wird noch immer heftig diskutiert. Schon vor dem 2. Welkrieg (etwa 1930) parkten hier Autos.

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Einweihung Kaiser Wilhelm Denkmal, 1898

Am 10. Mai 1898 wurde auf dem Markt ein Bronze-Standbild von Kaiser Wilhelm I. enthüllt. Bei dieser Gelegenheit gab es das erste elektrische Licht in Erkelenz, initiiert von Anton Raky.

Das Denkmal wurde im ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Der Sockel blieb bis 1926 leer und bekam dann, anlässlich der 600-Jahrfeier der Stadt Erkelenz, einen obeliskartigen Aufsatz mit Adler. 1934 wurde die ganze Anlage zur Westpromenade (vor der Badeanstalt) versetzt.

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Altes-Rathaus-1944-1945

Bei einem Bombenangriff im Januar 1940 wurde der Dachstuhl des Alten Rathauses durch eine Brandbombe zerstört. Auf dem Markt befand sich seit 1941 ein Löschteich.

© Archiv Heimatverein | Lambert Schwingens | Südseite des Marktes
Der Markt (Süd-Ostseite) vor der Zerstörung, etwa 1942/1943

Zerstörung

Bei dem schweren Bombenangriff am 23. Februar 1945 wurden die Kirche, das Alte Rathaus und viele Gebäude am Markt zerstört.

© Archiv Heimatverein | Hermann Schwingens | Markt, Frühjahr 1945

Der Markt mit Kirche, Altes Rathaus und Häusern an der Westseite, Frühjahr 1945

© Archiv Heimatverein | Wilhelm Schmitter | Markt, 1945
Häuser an der Ostseite, Frühjahr 1945

Der Wiederaufbau

Ab 1946 erfolgte der Wiederaufbau der Kirche, die Wiederherstellung des Alten Rathauses (ab 1956) und der Wohnhäuser.

© Archiv Heimatverein | Lambert Schwingens | Markt, etwa 1950
Der Wiederaufbau der Pfarrkirche, etwa 1950 und der Markt war „schon“ wieder Parkplatz

© Archiv Heimatverein | Lambert Schwingens | Markt, etwa 1950

So zeigte sich der Markt mit Blick zur Kölner Straße in der Weihnachtszeit Anfang der 1950er Jahre.

© Archiv Heimatverein | unbekannt | Ausbau zur Fußgängerzone, wtwa 1980

Der Markbereich einschließlich der Kölner Straße bis zur Promenade wurde Ende 1980 als Fußgängerzone ausgebaut. Der Parkplatz sollte vorübergehend erhalten bleiben, dies ist heute noch so. In den kommenden Jahren soll der Markt neu gestaltet werden, dabei sollen die Parkplätze weitgehends verschwinden. Im Jahre 1981 wurde das Glockenspiel aufgestellt.

(Stand: 09. 2022) [/fussnote].6

  1. Kümper, a.a.O., Seite 110
  2. Siehe Rheinischer Städteatlas ERKELENZ, 1976, Seite 2 und Schriftenreihe der Stadt Erkelenz, Band 2
  3. Chronik der Stadt Erkelenz, Seite 352 ff
  4. Siehe Rheinischer Städteatlas ERKELENZ, 1976, Seite 4
  5. Freundlicher Hinweis von Wilhelm Borgs
  6. Text von Günther Merkens 2022 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande unter Benutzung des Berichtes von Josef Lennartz/Theo Görtz „Erkelenzer Straßen“, Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande, Band 3, Seite 82ff
  1. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 3, 1982. Josef Lennartz, Theo Görtz: Erkelenzer Straßen. Materialien zu Namen und Geschichte.

Wenn Sie uns Feedback zu diesem Artikel senden möchten, nutzen Sie bitte dieses Kontaktformular:

    * Pflichtfeld

    VIRTUELLES MUSEUM © 2024
    Datenschutz Impressum Kontakt