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Alte Schule Keyenberg

Keyenberger Schulgeschichte

Schulwesen bis Mitte des 19. Jahrhunderts

In Keyenberg werden in den Kirchenrechnungen 1606/07 erstmals Unterhaltskosten für ein Schulgebäude verzeichnet. Karl L. Mackes geht in seinem Buch „Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet“ davon aus, dass die Schule aus einer armselige Hütte bestand, die gleichzeitig als Küsterwohnung diente. Diese Hütte stand hinter dem Chor der Kirche. 1719 wurde ein neues Schulhaus neben dem Pfarrhaus gebaut, da das alte Gebäude einzustürzen drohte. Der Neubau diente dem jeweiligen hauptamtlich tätigen Schulmeister gleichzeitig als Wohnung.

Während der napoleonischen Besatzungszeit ging die Trägerschaft der Schule von der Kirche auf die Mairie Kuckum über. Der Lehrer wurde pro Kind bezahlt. Am Ende der Besatzungszeit 1814 wurden 86 schulpflichtige Kinder unterrichtet, wovon zur Erntezeit aber nur 40 anwesend waren.

1824 forderte die Bürgermeisterei einen  Schulneubau, weil das Gebäude von 1719 völlig marode war. Lehrer Clahsen beschreibt den Klassenraum, der im Winter von 113 bis 140 Schülerinnen und Schülern, im Sommer von etwa 63 Kindern besucht wurde, als ca 6,65 m lang, 6,30 m breit und 2,20 m hoch. Toiletten gab es nicht, die Notdurft wurde im benachbarten Broich verrichtet.1

Gebaut wurde aber erst 1827/28. Westlich der Kirche entstand eine einklassige Schule, die bis 1835 auch die Lehrerwohnung enthielt.

© Hans-Josef Pisters | Wolfgang Lothmann | Unterklasse 1951

Geschichte der Alten Schule Keyenberg

1849 erfolgte wegen der steigenden Zahl der Kinder ein Schulneubau mit zwei Schulsälen und einem Nebengebäude in der Kirchstraße (heute: An Sankt Kreuz). 1856 wurde das Zweiklassensystem eingeführt.

1875 erfolgte der Ausbau des Obergeschosses für eine dritte Klasse und eine zusätzliche Lehrerwohnung. Bis zum Neubau der Schule an der Lindenallee im Jahre 1963/64 diente das Gebäude den Kindern der Ortschaften Berverath, Westrich und Keyenberg als Volksschule. Das alte Gebäude wurde nach dem Umzug an einen Privatmann verkauft. Das siebenachsige Backsteingebäude mit Mittelrisalit2 und Walmdach ist in seiner Grundsubstanz auch heute noch erhalten. Am 20. Oktober 1982 wurde es unter Denkmalschutz gestellt.

Interessant und vielen Leuten nicht bekannt ist, dass in den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts unter dem Schulhof ein Wasserrückhaltebecken erbaut wurde. Nach 1945 hat es zwei Hochwasser in Keyenberg gegeben,  die große Teile des Dorfes unter Wasser gesetzt hatten. Zum Schutze des Dorfes baute man dann das Rückhaltebecken, das aber in den Folgejahren nie benutzt wurde.

Aufgaben eines Lehrers in Keyenberg im 19. Jahrhundert

Die Aufgaben des Lehrers zu Beginn des 19. Jahrhunderts lassen sich aus einem Vertrag von 1835 erschließen. Zu den Pflichten des Lehrers in Keyenberg gehörte es, täglich 6 Stunden zu unterrichten, je 3 Stunden vormittags und nachmittags. Wenn sonntags der Pfarrer Christenlehre hielt, hatte der Lehrer mit den Kindern Vorübungen zu treffen. Die Mittwochnachmittage waren frei. Samstags und vor hohen kirchlichen Festtagen wurde der Nachmittagsunterricht um eine Stunde gekürzt. Die Unterrichtsgegenstände waren neben Lesen, Schreiben und Rechnen, Religion, Gesang, Geographie und Naturbeschreibung. Der Lehrer musste die Kinder zu frommen und staatstreuen Menschen erziehen. Er hatte den Weisungen des Pfarrers Folge zu leisten.

Als Entlohnung erhielt er freie Wohnung, einen Garten zur freien Nutznießung, ein Gehalt von 40 Thalern preußisch Courant und ein jährliches Schulgeld pro Kind, das 140 Thaler bei Selbstzahlern betrug und 10 Thaler bei bedürftigen Kindern, die von der Gemeinde gezahlt wurden.3

  1. Josef Lennartz: Das Elementarschulwesen des 19. Jahrhunderts im heutigen Stadtgebiet Erkelenz, a. a. O., Seite 175 – 176
  2. Ein Risalit ist ein senkrechter Mauervorsprung, der sich aus der waagerechten Flucht des Gebäudes hervorhebt
  3. Text von Wolfgang Lothmann 2017 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V.
  1. Karl L. Mackes, Erkelenzer Börde und Niersquellengebiet. Mönchengladbach, ISBN: 3-87448-122-0, 1985, Seite 432 ff.
  2. Hans-Josef Pisters, Schulsituation. „Erkelenzer Volkszeitung“ und „Erkelenzer Nachrichten“ , vom 17.06.1976

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