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Die Haberger Höfe

Haberger Hof und Gut Haberg

Lage

Der Haberger Hof und das benachbarte Gut Haberg liegen genau zwischen den Ortschaften Lövenich und Granterath etwas südlich der Bahnlinie Mönchengladbach – Aachen. Sie befinden sich isoliert in der Feldflur auf einem Geländesporn, der sich über das tiefergelegene Nysterbachtal erhebt. Die Höfe erstrecken sich vom Übergang der Erkelenzer Börde im Osten zum Baaler Riedelland im Westen. 

Archäologie

Nördlich der Höfe befindet sich eine der bedeutendsten Fundstätten von steinzeitlichen Feuersteinklingen im Rheinland. Der Landwirt Hubert Jansen von Gut Haberg hat die 40 ha große Fundstelle jahrzehntelang begangen und so eine große Sammlung von circa 500 Artefakten zusammengetragen. Altsteinzeitliche Funde stammen aus dem  Mittelpaläolithikum (96 Artefakte) und aus dem Jungpaläolithikum (circa 550 Artefakte). 59 Funde lassen sich eindeutig der Mittelsteinzeit zuweisen. Die jungsteinzeitliche Michelsberger Kultur hat zahlreiche Tonwaren und Steinwerkzeuge hinterlassen.

Geschichte

Der Haberger Hof wurde 1302 das erste Mal urkundlich in einer Aufstellung über die landwirtschaftlichen Besitztümer der Zisterzienserinnen der Abtei Dalheim erwähnt. Demnach war der vorherige Besitzer ein gewisser Wilhelm Cram. Unklar ist, ob der Hof durch Kauf oder Schenkung in den Besitz des Klosters gelangte. Die nächsten Jahre der Bewirtschaftung sind ungeklärt und werden dies sicherlich auch bleiben. Erst im Jahre 1605 wird bei einer Befragung der Tenholter Landwirte durch den Vogt von Erkelenz ein Hermann Neelis als Halfmann des Habergs genannt. 

Im Jahre 1650 heiratete Conigundis Moll, Tochter des verstorbenen Pächters von Gut Kippingen, den Rentmeister des Klosters Dalheim, Arnold Porten und das Ehepaar wurde Pächter des Haberger Hofes. 1686 übernahm das Ehepaar Paul Arnold und Barbara (geb. Myrbach) Schiffer den Hof. Der Sohn Johann Adam wurde nach der Heirat mit Christina Müller im Jahre 1721 neuer Pächter. 

Der Eintrag aus dem Dalheimer Pachtbuch weist folgende Leistungen und Güter als Pachtentgelt aus:

20 Malter1 Roggen, 28 Malter Gerste, sechs Malter Weizen, zwei Malter Erbsen, zwei Malter Rübsamen, sechs Stein2 Flachs, drei überjährige Ferkel, ein fettes Kalb, ein Lamm, ein Hammel, sechs Hühner, 100 Eier, 21 Reichstaler und eine Dienstfahrt für die Äbtissin mit allen Pferden. Des weiteren waren an die Kirche in Lövenich drei Pfund Wachs, zwei Sümmer3 Roggen, zwei Sümmer Hafer und ein Lamm abzugeben. Der Küster bekam einen Sümmer Roggen. Ebenfalls waren von zehn Morgen Gewinn- und Gewerbesteuer zu entrichten und im Kriegsfalle dem Kurfürsten ein Pferd samt Heerwagen zu stellen.

Aufgrund erheblicher Pachtrückstände wurde dem Ehepaar am 13. August 1740 zum 22. Februar 1741 (Cathedra Sankt Petri) gekündigt. 

Am 22. Februar 1741 bezogen Wilhelm und Gertrud Jansen als neue Pächter den Hof. Ab dem 8. Januar 1789 übernahm Sohn Johann Peter, der am 7. September 1775 Clara Maria Holtz aus Müntz heiratete, die Pachtung. 

Während der Französischen Revolution erfolgte nach der Eroberung des Rheinlandes durch Konsularbeschluss die Aufhebung und Auflösung der Klöster im Zuge der allgemeinen Säkularisation. Der Haberger Hof wurde am 13. August 1802 Nationaleigentum. Im Jahre 1806 kaufte Graf Ludwig von Hompesch, wohnhaft auf Schloss Rurich, den Hof von der Domänenverwaltung. Die Eheleute Jansen bewirtschafteten den Hof die ganze Zeit über und unterschrieben am 21. November 1806 den Pachtvertrag mit dem Grafen von Hompesch. 

Am 18. März 1817 kaufte Johann Peter dem Grafen den Hof für 42.000 Franken ab. Das Ehepaar Jansen bekam vier Söhne, wobei Clara Maria kurz nach der Geburt des letzten Sohnes mit 38 Jahren verstarb. Der dritte Sohn, Gottfried, heiratete am 18. Juni 1812 Anna Maria Maassen aus Katzem und half gemeinsam mit ihr bei der Bewirtschaftung des durch Zukauf und Erbe mittlerweile auf über 300 Morgen (hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um den Kölnischen Morgen mit 31,75 Ar) Land gewachsenen Hofes. Gottfried überlebte seinen Vater nicht und verstarb am 14. August 1827. Johann Peter verstarb fünf Jahre später mit 81 Jahren am 19. Mai 1832. Seine Schwiegertochter Anna Maria übernahm mit ihren vier (von acht) noch lebenden Kindern den Haberger Hof.

Peter Heinrich übernahm nach der Heirat mit Anna Sofia Hilgers den Hof Luzelenrode in Lützerath ( Neuwerkerhof/ Paulshof ). Augustin, Wilhelm und Maria Theresia blieben auf dem Haberger Hof. Maria Theresia verstarb 1856 unverheiratet mit 29 Jahren. 

Im Jahre 1841 entschloss sich Anna Maria einen zweiten Hof zu bauen und schloss mit dem Ziegelmeister Andreas Dörbaum aus Kleinbouslar einen Vertrag über das Brennen von circa 180.000 Steinen. Der Bau des Hofes begann 1844 und dauerte bis zum Jahre 1851. Durch Los wurde entschieden, dass Augustin auf dem Haberger Hof blieb und Peter Heinrich das neue Gut Haberg beziehen sollte. Anna Maria zog ebenfalls auf den neuen Hof. Das Land wurde nach Qualität und Größe gleichmäßig aufgeteilt. 

Augustin heiratete im November 1854 Anna Maria Schlick aus Holzweiler. Von den neun geborenen Kindern übernahm Joseph im Jahre 1892, nach seiner Heirat mit Agnes Froitzheim aus Erkelenz, den Haberger Hof. Zeitweilig wohnte Joseph in der Pächterwohnung auf Gut Nierhoven, um von dort aus den Haberger Hof, Gut Nierhoven und den Scherreshof zu bewirtschaften. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, wobei Philip bereits einen Tag nach der Geburt und Augustin 28-jährig als Reserveleutnant in Russland verstarb. Maria heiratete 1913 Peter Schliebeck, einen Rechtsanwalt aus Erkelenz. Heute bewohnt die vierköpfige Familie der Enkelin Schliebecks den Haberger Hof.4

Baubeschreibungen

Beide 4-flügeligen Backsteinhofanlagen stehen heute unter Denkmalschutz. Die Wohnhäuser haben zwei Geschosse in 5 Achsen. Beim Haberger Hof bestehen die Türgewände und Fenstersimse aus Blaustein, die Mittelachse ist übergiebelt. Beim Gut Haberg ist nur der Eingang mit Blaustein umrahmt, der Sturz enthält ein Chronogramm. Das Fenster über dem Eingang hat als einziges einen Rundbogen.
Die heutigen Gebäude stammen beide aus dem 19. Jahrhundert. Das Gut Haberg wurde wie beschrieben ab 1844 errichtet, die Scheune entstand 1851. Der Haberger Hof ist älter, die Nebengebäude entstanden 1864 bzw. 1906.5

  1. Malter ist die Bezeichnung eines Hohlmaßes, das örtlich eine unterschiedliche Größe hatte. Dezimal entsprach ein Malter etwa 100 bis 150 Litern
  2. Ein Stein entsprach 5 Pfund, also etwa 2,5 Kilogramm
  3. Ein Sümmer entsprach 1/4 Malter.
  4. Die Geschichte beider Höfe wurde von Hubert Jansen recherchiert (Gut Haberg). Die Eingabe bei Wikipedia erfolgte von Ulrich Kühn (Haberger Hof)
  5. Siehe Limburg, Käthe und Bernd: Denkmale in der Stadt Erkelenz. unter http://www.limburg-bernd.de/DenkErk/Nr.%20135.htm und http://www.limburg-bernd.de/DenkErk/Nr.%20136.htm (Stand: 05.2021)
  1. Dieser Text basiert auf dem Artikel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY 3.0 Unported , in Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. https://de.wikipedia.org/wiki/Haberger_Hof (Stand 05.2021). Kleine Ergänzungen und Änderungen wurden vorgenommen. Der Teil zu den Baubeschreibungen wurde hinzugefügt.
  2. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. 2006 Paul Bläsen, Zur Vorgeschichte und Römerzeit des Stadtgebietes Erkelenz
  3. Limburg, Käthe und Bernd, Denkmale in der Stadt Erkelenz. http://www.limburg-bernd.de, Nr. 135 und Nr. 136. zu finden unter: http://www.limburg-bernd.de/DenkErk/Nr.%20135.htm und http://www.limburg-bernd.de/DenkErk/Nr.%20136.htm (Stand: 05.2021)

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