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Die Stadtbefestigung von Erkelenz - Stadttore

Die Stadtbefestigung

Ein Film über die Stadttore von Erkelenz

Die Stadtbefestigung ist eine heute nur noch in wenigen Resten erhaltene mittelalterliche Befestigungsanlage der Stadt Erkelenz. Sie galt als uneinnehmbar: In die 1,6 Kilometer lange Stadtmauer mit ihren vier Toren, das jedes für sich eine Torburg darstellte, waren 14 Wehrtürme eingelassen, dazu kam noch die Burg. Davor lag ein doppelter, durch einen Wall getrennter Wassergraben. Die Stadttore wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen, insbesondere während des Holländischen Krieges im Jahre 1674, stark zerstört und danach nur notdürftig wiederhergestellt. Im 18. Jahrhundert verfielen die Befestigungsanlagen und wurden in den Jahren 1816 bis 1819 weitgehend abgebrochen und die Wallgräben zugeschüttet. Heute existieren nur noch die in den 1950er Jahren restaurierte Burg an der Nordpromenade und Teile der Stadtmauer an der Wallstraße.

Die Stadttore

© gemeinfrei | Karte nach Bleau

Die alte Stadtansicht von Jacob von Deventer (1550) zeigt die Befestigungsanlage einschließlich der vier Stadttore. Deutlicher zeigt es die Karte von Wilhelmus Blaeu (17. Jahrhundert) und lässt auch die sich in Erkelenz kreuzenden Handels- oder Heerstraßen erkennen.

Lage und Zahl der Stadttore ergaben sich aus dem Straßennetz. Wenn dieses in der Altstadt auch unregelmäßig ist, so zeichnen sich doch zwei verhältnismäßig breite Straßenzüge ab, die von Südwesten nach Nordosten und von Südosten nach Nordwesten verlaufen und sich im Markt kreuzen: heutige Aachener Straße – Brückstraße und Kölner Straße – Roermonder Straße. Es sind dies die uralten Fernverkehrsstraßen Aachen – Duisburg – Hellweg und Köln – Roermond – Antwerpen. Da, wo diese Straßen in die Stadt mündeten, erbauten die Bürger ein Stadttor, insgesamt also vier. Mit Ausnahme des Brücktores (benannt nach den Bücken über den Stadtgraben) trugen die Tore die entsprechenden Namen: Maar- (ab dem 19. Jhdt. Aachener-), Bellinghovener- oder Kölner- und Örather- oder Roermonder Tor.

Bildliche Darstellungen der Stadttore gibt es nicht. Nur an hand der gefundenen Fundamente sind Rekonstruktionen möglich.

Im Jahre 1355 war aus Steinen der zerstörten Raubritterburg Gripekoven das innere Brücktor (an der heutigen Brückstraße) gebaut worden, zur gleichen Zeit auch der Haupttorturm und der Zwinger des Bellinghovener oder Kölner Tores (an der heutigen Kölner Straße).

In den Jahren 1416 wurde das innere Maartor (an der heutigen Aachener Straße) und im Jahre 1420 das innere Oerather oder Roermonder Tor (an der heutigen Roermonder Straße) errichtet. Einige Zeit später wurden die Tore ausgebaut, im Jahre 1454 das äußere Oerather Tor, 1459 das äußere Maartor, 1495 die Brücke am Brücktor und 1514 das äußere Bellinghovener Tor. Damit war die Befestigung der Stadt vollendet.

Jedes Tor für sich war eine mehrgeschossige Torburg, deren mächtige Fundamente bis zu fünf Meter tief in den Boden reichten und sich mit einem umschlossenen Hof/Zwinger und einem Vortor über mehr als 30 und 40 Meter weit feldwärts richteten. Sie waren mit kleinen Türmen und durch Dächer geschützte Wehrgänge mit Schießscharten versehen und beherbergten Rüstkammern sowie die Wachstuben und Wohnungen der Torwächter.

Die Stadttore im Video

Einen guten Eindruck von der Stadtbefestigung und den Stadttoren liefert folgender Ausschnitt aus dem Film „Erkelenz um 1550“ von Willi Wortmann, der die Stadttore anschaulich wiedergibt. Sprecher der Texte ist René Wagner. Eine informative Reise ins mittelalterliche Erkelenz erwartet Sie!

Ende der Stadttore

Das Ende der Stadtbefestigung wurde im Holländischen Krieg eingeleitet, als das Heer des französischen Königs Ludwig XIV. zusammen mit den Truppen des Erzbischofs von Köln am 9. Mai 1674 die Tore der Stadt stundenlang mit Kanonen beschoss. Die Bürger, die den Angriff erwarteten, hatten zur Verteidigung einige Soldaten unter Führung des Prinzen von Croy angeworben. Die Festungswerke des Bellinghovener Tores scheinen noch fester gewesen zu sein als die des Oerather Tores und hielten dreimaligem Sturmangriff stand. Erst beim vierten Sturmangriff gegen Abend dieses Tages fielen sie. 400 Tote soll es bei den Angreifern gegeben haben, 6 bei den Verteidigern.

Zwei Tage später sprengten die Eroberer das Bellinghovener Tor und das Oerather Tor und zwangen die Bürger, Breschen in die Mauern zu schlagen, eine neben dem Bellinghovener Tor, eine neben dem Maartor, eine am heutigen Zehnthofweg und eine bei der Burg gegenüber dem Pangel.

Später wurden die Stadttore notdürftig repariert und auch nur für einige Zeit wiederhergestellt, wie schriftliche Zeugnisse aus den Jahren 1695 und 1718 belegen. Dies geschah weniger aus militärischen als vielmehr aus fiskalischen Gründen, denn an den Stadttoren wurde die Akzise, eine direkte Steuer, vereinnahmt, der sich niemand entziehen konnte, solange alle Wege in die Stadt ausschließlich durch die Stadttore führten.

Als die Stadt im Jahre 1815 preußisch wurde, waren die Stadttore und Mauern schon an einigen Stellen eingestürzt oder drohten einzustürzen, so dass die Regierung in Aachen die Stadt aufforderte alles Mauerwerk entweder nach historischen Gesichtspunkten wieder instand zu setzen oder abzubrechen. Im Rat der Stadt entschied man sich trotz der Befürchtung, dass mit dem Abbruch der Stadtmauern auch die Stadtrechte verloren gehen könnten, letztendlich aus Kostengründen für den Abbruch. Mit dem Abbruchmaterial der Stadttore wurden die Gräben zugeschüttet. Zeichnungen von den Stadttoren gibt es nicht. Die Rekonstruktion erfolgte nach den vorgefundenen Fundamenten.1

© gemeinfrei | Oerather Tor
Rekonstruktion des Oerather Tores
  1. Text von Günther Merkens 2021 für den Heimatverein der Erkelenzer Lande e. V.
  1. Gaspers/Sels, Geschichte der Stadt Erkelenz . Erkelenz, 1926, Seite 152 ff
  2. Landkreis Erkelenz und Heimatverein der Erkelenzer Lande, Heimatkalender der Erkelenzer Lande. Erkelenz, 1957, Seite 55 ff: Friedel Krings: Die mittelalterlichen Befestigungswerke der Stadt Erkelenz
  3. Willi Wortmann, Erkelenz 1550. Eine Stadt in der frühen Neuzeit. Erkelenz, 2019
  4. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 30, S. 12 ff: Peter Schönfeld "Neue Erkenntnisse zur Erkelenzer Stadtbefestigung"
  5. Heimatverein der Erkelenzer Lande e.V. (Hrsg.), Schriftenreihe des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e.V.. Band 1, Seite 20 ff: Josef Lennartz "Das Ende der Erkelenzer Stadtbefestigung"

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